Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gehört als Frau im Parlament noch immer zu einer Minderheit. Das hängt unter anderem mit dem österreichischen Wahlsystem zusammen.

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Sarah C. Dingler untersucht die Hindernisse für Frauen auf dem Weg ins Parlament.

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Obwohl Frauen in Österreich über 51 Prozent der Gesamtbevölkerung stellen, ist von den 183 Abgeordneten im Parlament nur ein gutes Drittel weiblich. Ein Blick auf die einzelnen Parteien zeigt, wie dieser bescheidene Durchschnittswert zustande kommt: So liegt der Frauenanteil in der FPÖ bei etwas über 25 Prozent, in der ÖVP bei rund 33 Prozent, bei den Neos bei 40 Prozent, in der SPÖ bei 46 Prozent und bei der Liste Pilz zurzeit bei 50 Prozent. Obwohl Kanzler Kurz für seine Partei einst eine Halbe-halbe-Quote festgelegt hatte, ist heute nur ein knappes Drittel der VP-Abgeordneten weiblich.

Häufig aussichtslose Listenplätze

Warum? Werden zu wenige Frauen aufgestellt? Haben die Wähler weniger Vertrauen in Politikerinnen? In ihrer Dissertation an der Abteilung Politikwissenschaft der Uni Salzburg will Sarah C. Dingler herausfinden, ob es in den verschiedenen Parteien in Europa möglicherweise Rekrutierungsmechanismen gibt, die sich auf den Frauenanteil im Parlament auswirken.

"In meiner Vergleichsstudie schaue ich mir die Statuten von über 100 Parteien in zwölf europäischen Ländern an", berichtet die 30-Jährige. Dabei zeige sich, dass gerade in Österreich Frauen vergleichsweise häufig aussichtslose Listenplätze zugewiesen werden.

"Es reicht einfach nicht, dass 50 Prozent der Kandidaten weiblich sind – um hier Chancengleichheit zu gewährleisten, müssen sie auch die Hälfte der aussichtsreichen Listenplätze bekommen."

Gerechtere Aufteilung in nordischen Ländern

Stelle man Frauen entsprechend auf, würden sie auch gewählt. "Diese Chance haben sie in Österreich jedoch selten." Überhaupt sei das österreichische Wahlsystem ziemlich undankbar für Frauen, weiß die aus Deutschland stammende Forscherin: "Weil auf der regionalen Ebene die Zahl der Mandate pro Wahlkreis relativ gering ist und oft nur die meist mit Männern besetzten ersten Listenplätze ins Parlament kommen."

Der internationale Vergleich zeige, dass mehr Frauen zum Zug kommen, je mehr Mandate in einem Wahlkreis vergeben werden.

Eine gerechtere Aufteilung der politischen Macht zwischen den Geschlechtern findet man bekanntlich in den nordischen Ländern, wobei Schweden mit 43 Prozent weiblichen Abgeordneten die Topposition einnimmt. Dabei steht Österreich mit seinen 35 Prozent zumindest im Ranking der OECD-Staaten gar nicht so schlecht da – immerhin liegen wir leicht über dem OECD-Durchschnitt von 30 Prozent. Prestigeträchtig ist der 14. Platz aber auch nicht.

Dank eines Marie-Andeßner-Dissertationsstipendiums hat Sarah C. Dingler die Möglichkeit, ihre Untersuchung in Salzburg abzuschließen und – so hofft sie – nächstes Jahr auch international zu publizieren. Ob die begeisterte Bergsteigerin und Tourengeherin danach in Salzburg bleiben wird, steht in den Sternen.

"Jobs in der Forschung sind ja leider limitiert! Ich werde deshalb dort hingehen, wo ich an meinen Themen weiterarbeiten kann." Als leidenschaftliche Reisende und nach einem Masterstudium in Paris sowie einem Russland-Semester im Rahmen ihrer European Studies steht für sie jedenfalls das wissenschaftliche Nomadentum im Vordergrund. (Doris Griesser, 15.6.2018)