In Obsteig im Ötztal entstehen 24 Wohnungen auf Bauland der Bundesforste, die dafür ihren Grundbesitz nicht aufgeben müssen.

Visualisierung: NHT

Der Trend geht zum Baurecht. Wo Grundstücke Mangelware sind, aber die Nachfrage groß ist, kommt immer öfter dieses Modell der Baulandmobilisierung, bei dem Baugrund langfristig verpachtet wird, zum Einsatz.

So auch in der Gemeinde Obsteig im Tiroler Ötztal. Hier ermöglichen die Bundesforste als Baurechtsgeber dem gemeinnützigen Wohnbauträger Neue Heimat Tirol (NHT) die Errichtung von 24 leistbaren Wohnungen plus Tiefgaragen – in einer Gegend, in der Wohnraum am freien Markt zum Luxusgut geworden ist.

"Win-win-Situation"

"Das Modell schafft eine Win-win-Situation für alle Beteiligten", sagt Engelbert Spiß, Geschäftsbereichsleiter der NHT. Denn der Bauträger erhält so ein Grundstück, das den Kriterien der Tiroler Wohnbauförderung entspricht.

Das ist keine Selbstverständlichkeit. "Die Preise am freien Markt sind doppelt so hoch", erklärt er den Vorteil des Modells. Wie es um die Preise in Tirol bestellt ist, zeige ein Blick auf den Markt: "Um den Förderkriterien zu entsprechen, darf der Preis 230 Euro pro Quadratmeter nicht übersteigen." Im Inntal, in Wattens, liege er bereits bei 600 bis 700 Euro, in Kitzbühel gar bei 1.000.

Grundstücke werden genützt

Auch der Baurechtsgeber, in diesem Fall die Bundesforste, profitiert von dem Modell. Er verliert sein Grundstück nicht durch Verkauf. Es liegt aber auch nicht brach, und er kann, im gegenständlichen Beispiel nach 52 Jahren, wieder über das Land mitsamt Immobilie verfügen.

Auch wenn das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz "ein enges Korsett mit wenig Spielraum" darstelle, rechne sich das Geschäft für die NHT, sagt Spiß: "Weil die Gebäude nach 35 bis 40 Jahren ausfinanziert sind."

Günstige Alternative

"Baurechte und Baupacht sind eine günstige Alternative zum Grundstückskauf", bestätigt Georg Schöppl, Vorstand für Finanzen und Immobilien der Bundesforste, "insbesondere in teuren Lagen, wo sich die Preise in den letzten Jahren stark nach oben entwickelt haben." Mit über 750 Baurechten und Baupachtverträgen in ganz Österreich verzeichneten die Bundesforste im Vorjahr einen neuen Rekordwert in diesem Segment.

Auch die Kirche, große Firmen und Stiftungen haben das Geschäftsmodell in den vergangenen zehn Jahren für sich entdeckt, weiß NHT-Experte Spiß – vor allem um Wien, Salzburg und im Westen. Selbst Privatpersonen gehen immer öfter solche Verträge ein. Besonders Kommunen könnten vom Baurecht auf Zeit profitieren, ist Spiß überzeugt: "Nach Ablauf der vereinbarten Jahre haben sie so wieder die Möglichkeit, städtebaulich einzugreifen." (ars, 23.6.2018)