Erfolg liegt in der Hand des Marktes, das kann dauern: Die kubanisch-amerikanische Künstlerin Carmen Herrera (auf der Art Basel bietet die Lisson Gallery diese Skulptur von ihr an) verkaufte im Alter von 89 Jahren ihr erstes Gemälde, fünf Jahre später erfolgte der Durchbruch am Kunstmarkt. Inzwischen ist in New York lebende Künstlerin 103 Jahre alt.

Foto: Lisson Gallery

Menschen laufen durch die raumgreifende Installation "I miss socialism, maybe..." des bulgarischen Künstlers Nedko Solakov.

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Ein Kind läuft durch eine Lichtinstallation des aus Venezuela stammenden Künstlers Carlos Cruz-Diez.

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Eine farbgewaltige Installation des afroamerikanischen Vertreters der Farbfeldmalerei und der Lyrischen Abstraktion Sam Gilliam.

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Für die VIPs öffnete die Art Basel bereits am Montag ihre Tore, die gemeine Öffentlichkeit darf erst ab Donnerstag durch die Messehallen flanieren. Die Spreu der allgemein Interessierten vom Weizen potenzieller Käufer zu trennen ist angesichts der zur 49. Auflage (bis 17. 6.) erwarteten Massen eine Notwendigkeit. 95.000 Besucher zählte man vergangenes Jahr, die Käufer blieben eine klare Minderheit.

Ob institutionell oder privat, sie werden hofiert. Verständlich, denn für die 290 teilnehmenden Galerien aus 35 Ländern geht es ums Geschäft. Einerlei, ob sie aus Europa, Nord- oder Südamerika, Asien oder auch Afrika kommen. Sieben reisen mit ihrem Programm aus Österreich an: Rosemarie Schwarzwälder (Galerie nächst St. Stephan), Emanuel Layr, Galerie Krinzinger, Martin Janda und Georg Kargl Fine Arts. Weiters Croy Nielsen, die im Herbst 2016 aus Berlin nach Wien übersiedelten, und natürlich der unter seiner 2017 in London eröffneten Niederlassung gelistete Thaddaeus Ropac.

Basel, das sei die wichtigste aller weltweit stattfindenden Messen für zeitgenössische Kunst, so der einhellige Tenor. Ein "Kind" Jahrgang 1970, das allfällige wirtschaftlichen Krisen parierte und mit Ablegern in Miami (seit 2001) und Hongkong (seit 2013) erfolgreich expandierte. Die Art Basel ist eine Marke, die ungeachtet aller Veränderungen unter Sammlern und Museumskuratorien die höchste Wertschätzung genießt.

Kostendruck

Welche Galerien teilnehmen, darüber entscheidet ein Komitee renommierter Galerien. Sofern man es sich leisten kann. Eine Debatte, die dieser Tage aufflammt. Zum besseren Verständnis: Noch 1970 beliefen sich die Standkosten auf umgerechnet etwa 700 Euro, mittlerweile kostet eine einzelne Steckdose dort 400 Euro.

Inklusive aller Nebenkosten (unter anderem Transport, Versicherung) schlägt ein solches Gastspiel für Teilnehmer derzeit im Durchschnitt mit 80.000 Euro zu Buche. Zur Kostendeckung müssen folglich einige Werke verkauft werden, zumal etwa die Hälfte des Nettokaufpreises an die Künstler geht. Einfacher haben es Galeriegiganten wie Larry Gagosian oder auch David Zwirner. Letzterer ließ jüngst mit dem Vorschlag aufhorchen, mehr für seinen Messestand zu bezahlen, wenn das Geld jungen Galerien zugutekäme.

"Das Galeriengeschäft war einmal kollegial", erinnerte er im Rahmen des von der New York Times ausgerichteten Artleadersnetwork im April. Nun regiere eine Unwucht. Junge Galerien investieren in den Aufbau unbekannter Künstler. Stellt sich der Erfolg ein, wechseln diese zu einem Megadealer, womöglich wandern auch die Käufer ab. "Ein fragiles System", bestätigt auch Martin Janda. Käufer legen weiterhin großen Wert auf die Einschätzung und Erfahrung von Galerien, ist er überzeugt. Daran ändert auch die wachsende Zahl freiberuflicher Ankaufsberater nichts.

Das Business hat sich dennoch verändert und in wesentlichen Teilen aus den Galerien auf Messen verlagert. 46 Prozent des Jahresumsatzes wurden dem aktuellen "Art Basel & UBS Report" zufolge 2017 dort erwirtschaftet, wobei zeitgleich die damit verbundenen Kosten um 15 Prozent stiegen.

Wunsch nach Förderung

Die größten Herausforderungen sehen Galerien laut einer Umfrage bei neuen Klienten, gefolgt von einer wirtschaftlichen Stabilität des Kunstmarktes und anhaltender Nachfrage. Der Wettbewerb mit der internationalen Auktionsbranche, die längst im selben Segment fischt, spielt eine untergeordnete Rolle.

Auf lokaler Ebene ortet Ursula Krinzinger kein solches Problem. Dazu seien Auktionen für die Preisentwicklung vieler Künstler wichtig und die Ergebnisse oftmals ein Indikator für Museumskuratoren. Wünschenswert wäre eine noch stärkere Förderung der Galerien von staatlicher Seite. Diese gibt es derzeit einerseits bei Ankäufen von Museen in Form eines Zuschusses von je 36.500 Euro, der von den ausgewählten Bundes- und Landesinstitutionen auf 54.000 Euro aufgestockt wird. Andererseits wird auch die Teilnahme an Kunstmessen im Ausland gefördert. Mit maximal 14.000 Euro für die erste und 7000 für die zweite Messe. Insgesamt stehen jährlich 300.000 Euro aus diesem Topf bereit. (Olga Kronsteiner, 14.6.2018)