Die niederösterreichische Landesregierung wünscht sich neue Gleise für die Stadt.

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

St. Pölten / Wien – Schienen und Straßen spüren keine Landesgrenze, deswegen müssen Wien und Niederösterreich in der Verkehrspolitik zusammenarbeiten. Oder, wie es der niederösterreichische Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) sagt: "Wir brauchen die Wiener, genauso wie die Wiener uns brauchen."

Entsprechend verschnupft reagierte man in St. Pölten deshalb auf das Ultimatum der Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), ausgerichtet via "Kronen Zeitung": Entweder es gibt ein 365-Euro-Jahresticket für die Ostregion, oder die Stadt hebt eine Citymaut ein.

Stau auf der Stammstrecke

Der schwarze Konter: Das Öffi-Pendeln nach Wien attraktiver zu machen bringe nichts, wenn die Infrastruktur dort nicht ausgebaut wird. Man würde "nur mehr in ein System hineingießen, das jetzt schon nicht mehr aufnahmefähig ist", sagt Schleritzko zum STANDARD. Denn Züge und Trassen sind voll, argumentiert der Landesrat: Auf der S-Bahn-Stammstrecke durch die Stadt staut es sich schon jetzt, gerade einmal ein zusätzlicher Zug hätte dort noch Platz – und der nicht zur Hauptverkehrszeit in der Früh.

Die Niederösterreicher wollen deshalb eine weitere Stammstrecke durch die Hauptstadt. Ein "Megaprojekt" mit einem Zeithorizont von 20 bis 25 Jahren, wie Schleritzko sagt. Weswegen man es auch möglichst bald angehen sollte. Anfang Juli trifft Schleritzko Vassilakou, dann will er das Thema ansprechen. "Ich gehe davon aus, dass sie am Ende des Tages das Gleiche will wie wir", sagt der Landesrat.

Wien: Ja, aber

In Vassilakous Büro freut man sich über den Investitionswillen Niederösterreichs – erklärt aber auch, dass Experten meinen, "dass das allein nicht ausreicht, um die Ostregion und Wien vom täglichen Stau zu befreien". Es brauche zusätzliche Anreize – wie eben Citymaut oder 365-Euro-Ticket. Die Stadträtin ist überzeugt davon, mit Niederösterreich "gemeinsam den großen Wurf schaffen zu können". (Sebsatian Fellner, 15.6.2018)