Wien – Öffentliche und staatsnahe Stellen haben im vergangenen Quartal Werbung um insgesamt 29,5 Millionen Euro gebucht. Das ist die niedrigste Quartalsmeldung seit Beginn der Meldepflicht Mitte 2012 und etwa 15 Prozent weniger als im ersten Quartal des Vorjahres. Das geht aus den am Freitag von der Komm Austria veröffentlichten Medientransparenzdaten hervor.

Großteil geht an ORF und "Krone"

Den größten Anteil am öffentlichen Werbekuchen bekam der ORF. Für 3,4 Millionen Euro buchten öffentliche Stellen Fernseh-, Radio- und Onlinewerbung.

Auch die Kronen Zeitung durfte sich im vergangenen Quartal über viele Inserate freuen. 3,4 Millionen Euro ließen sich öffentliche Stellen Anzeigen in der Krone und auf Krone.at kosten. Treuester Anzeigenkunde ist die Stadt Wien, von ihr bekam die Krone 542.000 Euro. Der ORF inserierte um eine Viertelmillion Euro, das Finanzministerium um 176.000.

Die Gratiszeitung Heute bekam zwei Millionen Euro, ein Viertel davon kommt allein von der Stadt Wien. An die Mediengruppe Österreich gingen 1,9 Millionen Euro, am fleißigsten, nämlich um knappe 300.000 Euro, inserierte der ORF in Österreich.

An Google und Facebook gingen knappe 1,5 bzw. 0,4 Millionen. Im STANDARD schalteten öffentliche Stellen Werbung für 827.000 Euro.

Medien

Ministerien buchten nur die Hälfte

Die Ministerien schraubten ihre Werbeausgaben kräftig herunter: 2,7 Millionen Euro ließ sich die Bundesregierung Werbeeinschaltungen von Anfang Jänner bis Ende März kosten, das sind 42 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres (4,7 Millionen Euro).

Das Wirtschafts-, Außen- und Sozialministerium senkten ihre Ausgaben gegenüber dem ersten Quartal 2017 um jeweils 80 Prozent. Elisabeth Köstingers Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus gab mit 53.000 Euro nur ein Zehntel von dem aus, was Andrä Rupprechter im selben Zeitraum des Vorjahres in Werbung steckte. Das Familienministerium buchte im letzten Jahr überhaupt keine Werbung, ebenso das Justizministerium, das generell keine Werbung schaltet.

Nur das Finanzressort von Hartwig Löger vervierzehnfachte seine Ausgaben auf eine Million Euro, im ersten Quartal 2017 waren die Werbeausgaben aber auch ungewöhnlich niedrig. Vom aktuellen Werbeetat des Finanzministeriums gingen 176.000 an die Krone und jeweils 110.00 an Österreich und Heute.

Wien bleibt Anzeigenkönig

Auch die Länder haben weniger Werbung eingekauft. Von ihnen sind im vergangenen Quartal insgesamt 4,9 Millionen Euro auf den Konten von Medienhäusern gelandet, mehr als die Hälfte davon kommt aus Wien. Die Stadt Wien senkte ihren Werbeetat zwar um 23 Prozent, bleibt mit 3,1 Millionen Euro aber unangefochtener Spitzenreiter.

Auf Platz zwei liegt das Land Oberösterreich, das mit 705.000 Euro um ein Fünftel mehr ausgab als im Vorjahr. Danach Niederösterreich mit 472.000 Euro, (minus sieben Prozent). Die Bundesländer setzten wenig überraschend vor allem in Lokalmedien: Die Oberösterreichischen Nachrichten bekamen 83.000 Euro, in der NÖN inserierte die Landesregierung für 131.000 Euro.

Die Salzburger Landesregierung machte im ersten Quartal – wie schon letztes Jahr – eine Werbepause.

Große Werbekunden sind neben Ländern und Ministerien auch Energieversorger, Verkehrsbetriebe und der ORF selbst. Für 1,7 Millionen Euro bewarb der öffentlich-rechtliche Rundfunk sein Angebot in anderen Medien, vor allem in Österreich (297.000 Euro), Heute (296.000) und Kronen Zeitung (250.000). Die ÖBB warben um 886.000 Euro, vor allem per Google und im ORF. Wien Energie, mehrheitlich im Besitz der Stadt Wien, buchte für 963.000 Euro, der Verbund um eine halbe Million.

2,3 Millionen Euro investierte die Wirtschaftskammer in Anzeigen, die Arbeiterkammer kam im letzten Quartal auf 978.000 Euro.

Dunkelziffer höher

Seit 2012 müssen öffentliche Stellen und Firmen, an denen der Staat mit mindestens 25 Prozent beteiligt ist, ihre Werbeausgaben der Komm Austria melden. Das betrifft neben Regierungsinstitutionen etwa auch Verkehrsbetriebe, Energieversorger, Tourismusverbände und Universitäten. Betroffen sind insgesamt 5.373 Rechtsträger, die Liste wird halbjährlich vom Rechnungshof aktualisiert.

Die Summen umfassen allerdings nicht die gesamten Werbeaufträge öffentlicher Stellen, denn Bagatellbeträge bis 5000 Euro pro Quartal und Medium sind nicht zu melden. Ebenfalls nicht meldepflichtig: Anzeigen in nichtperiodischen Medien mit anderem Impressum und Stellenausschreibungen. "Aufgrund der Bagatellgrenze sind ein Drittel bis die Hälfte der Werbeaufträge nicht in den von der Komm Austria veröffentlichten Listen enthalten", urteilte der Rechnungshof 2015 und empfahl das Gesetz zu modifizieren.

Wie hoch die Dunkelziffer tatsächlich ist, zeigt eine Anfragebeantwortung von Sozialministerin Beate Hartinger-Klein. Ihr Ministerium meldete der Komm Austria nur 36.000 Euro, für "Schaltungen unter dem Grenzwert" gab das Ministerium aber über 42.000 Euro aus. Herbert Kickls Innenministerium meldete 251.000 Euro, in einer Anfragebeantwortung tauchen aber Schaltungen in periodischen Medien im Wert von 442.000 Euro auf. (Philip Pramer, 15.6.2018)