Wien – Die Moschee am Antonsplatz in Wien-Favoriten hat ihre Pforten wieder geöffnet – exakt eine Woche nachdem die türkis-blaue Bundesregierung sie geschlossen hatte. Das Gebetshaus wird fortan von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) geführt. Die dafür notwendigen Dokumente sind Donnerstagabend dem Kultusamt übermittelt worden, bestätigt IGGÖ-Vizepräsident Abdi Tasdögen im Gespräch mit dem STANDARD. Bisher war die Moschee von dem Verein Nizam-i Alem betrieben worden, den ÖVP und FPÖ unter Einfluss der Grauen Wölfe, türkischer Rechtsextremisten, sehen.

Das Kultusamt unter der Leitung von Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) betont, dass die Glaubensgemeinschaft nun für Ordnung und Einhaltung der Gesetze hafte. Mehr kann das Kultusamt diesbezüglich auch nicht tun. Wie DER STANDARD berichtet hatte, wurde das Gebetshaus in Favoriten – anders als von der Regierung suggeriert – offiziell nicht wegen radikaler Umtriebe, sondern aufgrund eines Formalfehlers geschlossen: Die Betreiber hatten keine Moscheegemeinde angemeldet.

"Überwachen, einschreiten"

Dieses Prozedere hat die Islamische Glaubensgemeinschaft nun nachgeholt. Welche Rolle der Verein Nizam-i Alem in dem Gebetshaus künftig spielen werde, konnte Tasdögen am Freitag noch nicht beantworten. Die Behörden würden das Geschehen jedenfalls "überwachen und beim geringsten Verstoß" einschreiten, ließ das Kultusamt wissen.

Der ÖVP-Abgeordnete Efgani Dönmez wartet mit einer überraschenden Erklärung für das Timing der von der Koalition verkündeten Moscheenschließungen auf. Wie er der Zeitschrift "Biber" sagt, wurde die Pressekonferenz deshalb für Freitag vor einer Woche angesetzt, weil man anlässlich der Israel-Reise von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein Signal gegen den Islamismus setzen wollte. (Katharina Mittelstaedt, 15.6.2018)