Zweifach eingekerkert, absolut ausbruchssicher: Das Foto zeigt die Zecke, die erst in einen Kokon aus Spinnenseide gehüllt und dann von Bernstein umschlossen wurde.
Foto: University of Kansas

Was wir hier sehen, ist der für die Ewigkeit festgehaltene schlimmste – und letzte – Tag im Leben einer kreidezeitlichen Zecke. Vor 100 Millionen Jahren krabbelte der kleine Achtbeiner über eine Pflanze, um dort darauf zu warten, von einem vorbeigehenden Tier abgestreift und mitgenommen zu werden, wo er sich gemütlich mit dessen Blut vollsaugen hätte können.

Doch es kam ganz anders: Anstatt ihren "Abholpunkt" zu erreichen, geriet die Zecke offenbar in ein Spinnennetz und versuchte sich daraus zu befreien. Daraufhin eilte die Spinne herbei, um die Zecke in einen Seidenkokon einzuwickeln. Wie Paul Selden von der University of Kansas betont, muss das nicht deswegen geschehen sein, um die Zecke zu fressen. Zecken stehen eher selten auf dem Speiseplan ihrer größeren Verwandten. Vielleicht wollte die Spinne die Zecke auch nur immobilisieren, damit diese mit ihrem Gestrampel nicht das Netz beschädigt.

Solcherart bewegungsunfähig gemacht, musste die Zecke hilflos den letzten Schlag einstecken: Vom Ast eines nahen Baums tropfte Harz auf die Gefangene herab, woraus sich schließlich Bernstein mit dem darin festgehaltenen Mini-Drama bildete. Diese in Myanmar gefundene Inkluse ist damit eine echte Seltenheit. Eben weil sie auf Blättern und Halmen auf potenzielle Blutspender lauern, findet man Zecken selten auf der Borke von Bäumen – also dort, wo die Gefahr am größten ist, von austretendem Harz gefangen gesetzt zu werden. Aber dieses Exemplar hatte eben ausgesprochenes Pech. (jdo, 15. 6. 2018)