Die Kombination von Fetten und Kohlenhydraten, die sich etwa in Kartoffelchips findet, ist in "natürlichen" Nahrungsmitteln nicht anzutreffen – mit einer wichtigen Ausnahme.

Die Fußball-WM ist für viele die Zeit der eher ungesunden kulinarischen Vergnügungen: Chips und andere Nahrungsmittel, die sowohl viel Fett als auch viele Kohlenhydrate enthalten, landen besonders gern auf dem Couchtisch. Das aus wissenschaftlicher Sicht Besondere an dieser Kombination: Sie kommt in der Natur so gut wie nicht vor. Entweder sind die natürlichen Nahrungsmittel reich an Fetten (wie etwa Nüsse) oder reich an Kohlenhydraten (wie Kartoffeln oder Getreide).

Doch es gibt eine Ausnahme von der Regel: die Muttermilch. Und die dürfte daran mitschuld sein, dass wir der Kombination aus Fett und Kohlenhydraten nur schwer widerstehen können, vermuten Forscher um Dana Small (Yale University).

Prägende Muttermilch

"Wahrscheinlich werden wir durch Muttermilch darauf geprägt, besonders intensiv auf Nahrung reich an Kohlenhydraten und Fetten zu reagieren und diese als besonders belohnend wahrzunehmen, weil das überlebenswichtig ist", sagt Marc Tittgemeyer vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, der an der Studie der Yale-Forscher beteiligt war.

Das internationale Wissenschafterteam ließ es nicht bei der Hypothese bewenden, sondern testete sie in einem Experiment: 40 Versuchsteilnehmer mussten gegen Geld um verschiedene Nahrungsmittel spielen, und prompt wurden für solche, die Fett und Kohlenhydrate enthielten, die höchsten Summen geboten. Während des Spielens zeichneten die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden auf. Die Messungen ergaben, dass die hoch gehandelten Speisen auch die Gehirnareale des Belohnungssystems intensiver aktivierten als alle anderen angebotenen Lebensmittel.

Belohnung ist stärker als Sättigung

Ein Belohnungsreiz, der in der Evolution zum Überleben der Menschheit beigetragen hat, wird uns in der heutigen Welt des Überflusses zum Verhängnis. "Wir sind nicht dazu gemacht, ständig Nein zu sagen. Deshalb hören wir meistens nicht auf zu essen, obwohl wir satt sind", sagtt Tittgemeyer. Offenbar überlagern die Belohnungssignale das Sättigungsgefühl – Übersättigung und Übergewicht sind die Konsequenzen.

Dazu kommt noch ein weiteres Problem, wie die Forscher im Fachblatt "Cell Metabolism" berichten: Ausgerechnet die Nährwerte fett- und kohlenhydratreiches Essens können wir kaum einschätzen, wie ein weiteres Teilexperiment zeigte. Als die Forscher die Probanden baten, den Kaloriengehalt aller dargebotenen Lebensmittel zu schätzen, gelang das bei den jeweils nur fett- oder nur kohlenhydratreichen Essen relativ genau. Bei fett- und kohlenhydratreichem Essen lagen sie dagegen besonders oft daneben. (tasch, 15.6.2018)