Einen der wichtigsten österreichischen Kulturtempel zu prüfen gehört zu den unverzichtbaren Ritualen des Landes. Selbst in ehrenwerten Bundestheaterhäusern, siehe Burgtheater, kann in Ermangelung einer substanzvollen Aufsicht manches über die Ufer des Erlaubten treten. Insofern muss sich die Staatsoper über die Prüfung freuen. Systemtraditionen wie jene der Kartenvergabe an Externe zu optimieren tut ja not; ein ewiges Thema bleiben die Musikerdienste: Das Ersetzen der Orchestermusiker durch Substitute, während man als "Wiener Philharmoniker" Tourneen oder sonstige Projekte absolviert, ist immer eine Analyse wert. Prüfungen tragen zum verantwortungsvollen Umgang mit öffentlich geförderten Ressourcen bei.

Der Rechnungshof selbst darf dabei immer auch den Beweis erbringen, dass er Kulturhäuser nicht nur mit einem Effizienzbegriff quält, der zu profitorientierten Firmen passt. Es droht sonst unterzugehen, dass das Haus am Ring nicht nur dazu da ist, gute Zahlen zu produzieren. Es soll vornehmlich exzeptionelle Kunst herstellen.

Die Staatsoper steckt ohnedies in der Klemme. Eine Auslastung um die 100 Prozent wird als selbstverständlich und überlebensnotwendig betrachtet, obwohl sie international einzigartig ist. Dadurch wird die Vorsicht zum Programmmacher, der Modernes und gar Ambitioniertes verhindert. Der Rechnungshof darf getrost auch das schwierige strukturelle Umfeld der Staatsoper kritisieren. (Ljubiša Tošić, 15.6.2018)