Es sind nur sechs Sekunden, aber sie drücken so viel mehr aus als mancher Spielfilm. Eine Allegorie auf das Leben. Vollgepackt mit Emotion. Tatendrang. Enttäuschte Vorfreude. Verzweiflung.

Es handelt sich um ein Video auf dem Twitter-Account "Dogs But Also Dogs", der sich mit Hunden beschäftigt und caninophilen Twitternutzern zwischen politischen Streitereien, Rants, nerdigen Threads und den dadaistischen Äußerungen neuerdings redseliger Pornobots immer wieder wunderbare Bilder von Hunden in die Timeline spült. Ein Segen!

Der kurze Clip, von dem hier die Rede ist, zeigt eine Französische Bulldogge – das sind die hoffnungslos überzüchteten, kleinen Tiere mit bulligem Körperbau und zur Inexistenz verkürzten Schnauze, deren größter Charme in ihrer Hässlichkeit liegt. Das konkrete Exemplar trägt einen eigens für seine Spezies adaptierten Adidas-Trainingsanzug. Der verhindert im Übrigen, das Geschlecht des Tiers zu erkennen – ein subtiles Plädoyer für das Sprengen der Geschlechtergrenzen?

Die ästhetisch beeinträchtigte Bulldogge geht – und kommt nicht voran, denn sie befindet sich auf einem Lauf- band. Sie versucht, an ein Stück Salamipizza zu kommen, das in Französischebulldoggenkopfhöhe am Ende des Laufbands aufgehängt wurde. Das Tier will die Pizza, doch es erreicht sie nicht.

Welch ein Drama. Was für ein Symbol. Sind wir nicht alle ein bisschen wie diese Bulldogge, auf der Suche nach Erfüllung (Pizza), daran gehindert durch Technologie und materielle Statussymbole?

Das Video endet nach sechs Sekunden, doch es beginnt immer wieder neu. Wie unsere Suche nach der Salamipizza, die wir Glück nennen. (Sebastian Fellner, 18.6.2018)