Viele kleine Aufträge sollen künftig das Geschäft des Mautsystemanbieters, im Bild ein Verkehrsmanagementprojekt in Prag, in Schwung halten.

Foto: Kapsch AG

Wien – Die auf Maut- und intelligente Verkehrssysteme spezialisierte Kapsch Trafficcom hat es das dritte Mal in Folge nicht geschafft, trotz gestiegener Umsätze mehr zu verdienen – im Gegenteil. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 (Ende März) um 16,7 Prozent auf 50,1 Millionen Euro eingebrochen. Für das laufende Geschäftsjahr stellte Unternehmenschef Georg Kapsch eine Trendwende in Aussicht.

Umsatz wie Ebit sollten um jeweils rund zehn Prozent steigen, sagte Kapsch bei der Bilanzpräsentation am Montag. Auch was die Profitabilität betrifft, ist Kapsch zuversichtlich, die anvisierte Zielmarke von zehn Prozent zumindest mittelfristig wieder zu schaffen. Im Vorjahr ist die Ebit-Marge von 9,3 auf 7,2 Prozent gesunken.

Als Gründe für den Ergebniseinbruch bei gleichzeitiger Ausweitung des Umsatzes um 6,9 Prozent auf 693,3 Millionen Euro führte Kapsch einen positiven Einmaleffekt an, der das Ergebnis aus 2016/17 nach oben "verfälscht" habe. Zudem hätten Wechselkurseinbußen im Vorjahr auf das aktuelle Ergebnis gedrückt. Bereinigt um diese Sonderfaktoren sei das operative Ergebnis sogar positiv gewesen.

Dividende bleibt unverändert

Trotz des Gewinnrückgangs wird Kapsch Trafficcom eine unveränderte Dividende von 1,50 Euro je Aktie zahlen. "Wir sind finanziell solide aufgestellt", sagte Kapsch. Überhaupt sei das Unternehmen, das 2001 an den Start ging und noch in Schillingzeiten umgerechnet rund fünf Millionen Euro umsetzte, wesentlich breiter aufgestellt als damals. "Wenn ein Großauftrag wegfällt, ist das nicht mehr lebensbedrohlich für uns", sagte Kapsch – und verwies auf Polen und Tschechien, wo genau das passieren wird.

Die Regierung in Warschau will das Lkw-Mautsystem künftig von staatlichen Stellen betreiben lassen und hat die seit Dezember 2016 laufende Ausschreibung gestoppt. Der Vertrag mit Kapsch läuft diesen November aus. In Tschechien ist Kapsch Trafficcom vom Konsortium Czechtoll und Skytoll ausgestochen worden, hat aber wegen unsauberer Praktiken geklagt. Die Vergabe wurde erstinstanzlich gestoppt. Der laufende Vertrag von Kapsch Trafficcom läuft Ende nächsten Jahres aus.

Diese beiden Causen sieht Kapsch als Hauptgrund, warum der Aktienkurs des seit elf Jahren an der Börse in Wien notierten Unternehmens auf tiefem Niveau dahingrundelt. Am Montag gab der Aktienkurs erneut um knapp ein Prozent auf 36,850 Euro nach.

Afrika und USA im Fokus

Mit vielen kleinen bis mittelgroßen Aufträgen sollte es gelingen, den Verlust großer Anschlussaufträge wie in Polen oder Tschechien zu kompensieren. Hoffnungen setzt Kapsch insbesondere in Afrika und die USA, zwei besonders dynamisch wachsende Märkte.

Einiges habe man bereits in trockenen Tüchern – in Sambia etwa die landesweite Konzession für Verkehrssicherheit und Verkehrsmanagement mit 17 Jahren Laufzeit. Dieses Projekt sollte in den ersten drei Jahren einen Umsatz von 90 bis 110 Millionen Euro abwerfen. In den USA, wo Trafficcom nach zehn Jahren Aufbauarbeit unter den Top drei der Branche rangiert, zeigten alle Signale nach oben. Kapsch: "Trump ist für uns kein Hindernis; seine Investmentprogramme helfen uns, die Zölle treffen uns nicht."

Kapsch Trafficcom beschäftigt 5.260 Mitarbeiter, rund 600 davon in Österreich. (stro, 18.6.2018)