Vom Job daheim und keine Freizeit in Sicht. Das ist für viele der Normalfall, vor allem für Frauen. Als "Arbeit" wird dies aber noch immer nicht gesehen.

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Es geht sich alles nicht aus. Diesen Satz hört man von Eltern öfter. Von ehrlichen und von solchen Eltern, die finanziell nicht in der Lage sind, viele Tätigkeiten auszulagern – vom Putzen übers Gassigehen bis hin zur Kinderbetreuung, wenn schulfrei oder der Kindergarten längst geschlossen ist. Von Alleinerziehenden hört man ihn seltener, sie haben schlichtweg keine Zeit, ihren Dauereinsatz und ihren 24-Stunden-Bereitschaftsdienst zu thematisieren. Denn was derzeit gern vergessen wird: Die Arbeit geht nach der Arbeit weiter, und wer diese Arbeit nicht sieht, hat sie schlichtweg bisher nicht erledigt. Sich um Kinder oder andere Angehörige kümmern, kochen, putzen, waschen oder einkaufen. Arbeit ist beileibe nicht nur Lohnarbeit, weshalb viele Feministinnen schon lange auf eine Arbeitszeitverkürzung für alle pochen. Eine fairere Aufteilung der unbezahlten Arbeit wäre schon Grund genug: Derzeit arbeiten Frauen etwa 27 Stunden unbezahlt, Männer elf.

Projekt fertig, ab ins Wochenende?

Die Arbeit nach der Arbeit müssen freilich auch Menschen ohne Kinder erledigen. Und es ist auch nicht nur die schnöde Reproduktionsarbeit, das Sich-wieder-auf-und-herrichten für das Büro, für das Geschäft, für den Betrieb. Wo wären etwa Frauen heute, hätte es das hartnäckige politische und natürlich unbezahlte Engagement der Feministinnen der 1970er-Jahre nicht gegeben? Sicher nicht in politischen Spitzenämtern, zum Beispiel. Dennoch tragen unsere Regierungspolitikerinnen nun das Vorhaben des Zwölfstundentages mit, der im Grunde nur erträglich ist, wenn es da jemanden gibt, der – oder besser gesagt die – alles erledigt, was nun einmal so zu erledigen ist.

Wie beim "Programmierer", einem Fallbeispiel der Regierung, der am Donnerstag in einem Zwölfstundenaufwasch noch schnell sein Projekt abschließen und dann am Freitag seine Freizeit genießen kann, ohne in liegengebliebener Hausarbeit zu versinken. Die Kinder waren in seiner Abwesenheit natürlich auch versorgt – von einer Frau, die wahrscheinlich Teilzeit und nachher gratis weiterarbeitet. Ihre Pension wird dann – so derzeit der österreichische Durchschnitt – etwa bei 900 Euro liegen, die des Gatten bei rund 1.400 Euro.

Von politischen Entscheidungen freikaufen

Oder eine andere Variante, in der der Zwölfstundentag kein Problem ist: Es ist so viel Geld da, dass sich jemand gegen Bezahlung – meist schlecht und prekär beschäftigt – für die Power-Superverdiener-Eltern um alles kümmert, was während einer 60-Stunden-Woche liegenbleibt. In so einem Fall stellt sich einem entspannten Wochenende freilich auch keine während der Woche völlig zugesaute Wohnung entgegen, in der noch dringend das Klo geputzt oder die fast schon schimmelnde Wäsche aus dem Waschgang vom Mittwoch schnell aufgehängt werden muss – man kann entspannt mit den Kids spätestens Freitagabend ins Wochenende brausen.

Beispiele wie die vom "Programmierer" oder das Video der Österreichischen Wirtschaftskammer zum Zwölfstundentag zeigen eindrucksvoll, wie sehr bezahlte Arbeit als männlich und unbezahlte als weiblich gilt und wie wenig letztere als Arbeit wahrgenommen wird. Der Zwölfstundentag und auch der Achtstundentag fünfmal die Woche passen letztlich nur in Familien, in denen meist Frauen auf ihre finanzielle Unabhängigkeit verzichten. Oder zu den Gutsituierten, die sich von einer rückschrittlichen Frauen-, Arbeitsmarkt- und Familienpolitik freikaufen können. (Beate Hausbichler, 20.6.2018)