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Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seiner Rede in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel im Juni 2018.

Foto: Abir Sultan/Pool Photo via AP

Das Verharmlosen der Taten der eigenen verhaltensauffälligen Funktionäre hat im Wort "Einzelfälle" bei der FPÖ einen Sammelbegriff gefunden. Das regelmäßige Aufblitzen von Antisemitismus, Rassismus und NS-Verharmlosungen ist widerwärtig – und straft die Bemühungen von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Lügen, seine Partei neu auszurichten.

Umso wichtiger ist das systematische Dokumentieren dieser Fälle, um der Behauptung, das alles seien vom politischen Gegner hochgekochte Ausnahmen, Fakten und Zahlen entgegenhalten zu können. Das Mauthausen-Komitee Österreich sammelt diese Fälle, weil es sich dem Andenken der Opfer des Holocaust verpflichtet hat, die in Liederbüchern oder in Publikationen wie der FPÖ-nahen "Aula" verhöhnt und verunglimpft werden.

Während die FPÖ-Parteispitze Antisemitismus mit Inseraten fördert, schicken sich Funktionäre abgründige NS-Sujets oder hissen zu Hause die Hakenkreuzfahne – um nur wenige Beispiele aus der neuen Liste mit ihren 38 Fällen zu nennen. Das ist kein Narrensaum, das sind viele kleine Nähte, die die Gesinnungsgemeinschaft zusammenhalten wie einen braunen Fleckerlteppich.

Wenn Kanzler Sebastian Kurz glaubt, er könne die Ausritte des Regierungspartners aussitzen, hat er jene Verantwortung, die er jüngst in Israel eingefordert hat, nicht wirklich begriffen. Oder waren es nur leere Worte? (Colette M. Schmidt, 19.6.2018)