Eine neue Erfindung sind Podcasts beileibe nicht, doch während sie jahrelang in einer recht eng gefassten Nische vor sich hin dümpelten, sind sie in den letzten Jahren zu einem Massenphänomen geworden. Die im Jahr 2014 vorgestellt Podcast Serial kam etwa alleine auf 175 Millionen Downloads, die Podcast der New York Times – "The Daily" – wird jeden Tag im Schnitt 1,1 Millionen mal heruntergeladen. Ein großer Teil der Podcast-Aktivitäten konzentriert sich dabei bisher auf die USA, wo laut aktuellen Studien bereits 73 Millionen User regelmäßig Podcasts hören. Mit einer neuen App will Google nun aber nicht nur diese Gruppe bedienen sondern auch gleich die globale Zuhörerschaft für Podcasts deutlich erweitern.

Google Podcasts

Unter dem Namen Google Podcasts hat der Softwarehersteller eine neue Podcast-App für Android präsentiert, die ab sofort im Play Store zum Download steht – und zwar ganz unüblich für das Unternehmen gleich vom Start weg weltweit. Die App ist dabei bewusst einfach gehalten, zum Aufspüren von interessanten Podcasts gibt es eine zentrale Suche, mit der Zeit werden dann anhand der eigenen Hörgewohnheiten individuelle Vorschläge unterbreitet.

Die Google Podcasts App ist recht simpel gehalten, deckt aber die Kernfunktionen gut ab. Verblüffend ist allerdings das Fehlen von Chromecast-Unterstützung, wie sie sonst üblicherweise bei Google-Apps ein fixer Bestandteil ist.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Das Angebot von Google Podcasts ist dabei recht umfassend, mehr als zwei Millionen Podcasts sollen verfügbar sein, wobei diese automatisch über die Google-Suche aufgespürt werden. Wer einen entsprechend aufbereiteten RSS-Feed für seine Podcast hat, sollte also auch bereits in Google Podcasts gelistet sein.

Überall synchron

Die Verschränkung mit der Suche ist an sich eines der spannenderen Features von Google Podcasts: Können doch entsprechende Titel über die Suchmaschinen aufgespürt und direkt dort gestartet und später in der App weitergehört werden. Auch das nahtlose Fortsetzen auf einem Google Home funktioniert problemlos. Technisch gesehen ist die Google Podcasts-App übrigens ohnehin nur ein Verweis auf die entsprechende Funktionalität in der Haupt-Google-App, wo der Podcast-Player schon seit einigen Wochen – etwas versteckt – genutzt werden konnte.

Erster Blick

Im aktuellen Zustand gibt sich Google Podcasts betont schlicht, wie sich in einem kurzen Test zeigt. Es gibt verschiedene Listen mit neuen und noch nicht fertig gehörten Podcasts. Zudem können einzelne Titel zur Offline-Nutzung heruntergeladen werden, einen automatischen Download für ganze Serien gibt es bisher hingegen noch nicht. Das Abspiel-UI bietet das von anderen Apps Gewohnte, also etwa die Möglichkeit mit einem Touch 30 Sekunden nach vorne zu springen oder die Abspielgeschwindigkeit zu erhöhen. Ein nettes Bonus-Feature ist, dass einzelne Podcasts als Icon am Homescreen abgelagert und so direkt aufgerufen werden können.

Ausblick

Google betont dabei, dass es sich bei all dem nur um einen ersten Schritt handelt. In Zukunft soll Google Podcasts nämlich noch mit jeder Menge smarter Features erweitert werden, für die man einmal mehr auf Maschinenlernen setzt. So will man künftig automatisch sämtliche Podcasts transkribieren, womit sie dann auch in Textform erhältlich wären. Daraus ergäben sich mehrere spannende Möglichkeiten. Einerseits will man damit die Audio-Aufnahmen vollständig indizierbar machen, womit dann etwa die Google Suche direkt auf eine passende Passage in einer Podcast verlinken könnte. Zudem ergäbe sich so auch die Möglichkeit Podcasts automatisch zu übersetzen, um so mehr Menschen zu erreichen.

Initiative

Doch Google will die Podcast-Zuhörerschaft auch auf andere Weise erweitern: Im zugehörigen Blogeintrag will das Unternehmen gezielt bisher wenig repräsentierte Gruppen in der Podcast-Welt fördern. Dafür arbeitet man mit einem Advisory Board zusammen, das rund um die Welt neuen Stimmen Zugang zu diesem Medium ermöglichen soll.

Vorgeschichte

Google Podcasts ist übrigens nicht das erste Engagement Googles in diesem Bereich. Unter dem Namen "Google Listen" hatte man in den Frühjahren von Android bereits eine eigene App im Angebot, die aber vor rund fünf Jahren eingestellt wurde. Zudem bietet Google Play Music integrierten Podcast-Support, dieser ist aber bis dato auf wenige Länder beschränkt. Und da Play Music mittelfristig ohnehin von Youtube Music abgelöst werden soll, liegt die Zukunft wohl klar bei Google Podcasts – oder den Apps anderer Hersteller. (Andreas Proschofsky, 20.6.2018)