Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Bildungsminister Heinz Faßmann während eines Besuchs der Otto Glöckel Sportvolksschule.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Es ist ein Grauen. Kinder, die bereits mit sechs Jahren "aussortiert" werden; Lehrer, die entgegen ihrer pädagogischen Überzeugung bereits zu Beginn der noch jungen Bildungskarrieren "die Guten" von "den Schlechten" trennen müssen; Eltern, denen die Spezialbehandlung ihres Kindes als Integrationsmaßnahme verkauft wird. Dabei bewirken die ab Herbst geplanten Deutschförderklassen genau das Gegenteil – so die eine Lesart.

Es lässt sich aber auch anders sehen: Die Deutschklassen als logische Fortführung des intensiven Sprachtrainings – jetzt noch dazu mit 15 statt bisher elf Förderstunden in der Volksschule. In der Neuen Mittelschule erhofft man sich mit 20 Intensivdeutschstunden trotz größerer Gruppen eine regelrechte Sprachfortschrittsexplosion.

Der Bildungsminister versucht den Doppelpass. Er macht brav jeden Inszenierungsunfug mit und besucht eine angebliche Vorzeigeschule, deren Konzept mit der geplanten Realität nichts zu tun hat. Er verspricht den Lehrern Autonomie, pocht aber auf die Einhaltung des Gesetzes. Man möchte fast glauben: Er will nur das geringste Übel dessen umsetzen, was sich rechte Gesellschaftsspalter erträumen. Das ist zwar redlich, nimmt aber in Kauf, dass auf dem Rücken von Kindern Politik gemacht wird. Was pädagogisch sinnvoll ist, kann natürlich nur am Schulstandort und für jedes Kind individuell entschieden werden. Und genau so werden es die Mutigeren unter den Direktorinnen auch machen. (Karin Riss, 20.6.2018)