Lund – Keine Feier in Schweden ohne "öl" – das ist eine Tradition, die weit in die Vergangenheit zurückreicht, wie eine aktuelle Studie im Fachjournal "Archaeological and Anthropological Sciences" zeigt. Sie belegt, dass Bier in Skandinavien schon während der Eisenzeit gebraut wurde.

Die Eisenzeit hat im Norden Europas freilich etwas länger gedauert, die jüngsten Funde stammen aus dem 5. bis 7. Jahrhundert. Sie stammen aus dem Gebiet von Uppåkra nahe der südschwedischen Universitätsstadt Lund. Im ersten Jahrtausend befand sich dort eine der bedeutendsten Siedlungen Skandinaviens – Bierbrauereien inklusive.

Ein Fall für die Archäobotanik

Da es im Norden schriftliche Quellen aus dieser frühen Zeit noch nicht gibt, ist man bei der Spurensuche nach der Geschichte der Braukunst auf andere Hinweise angewiesen. Die entdeckten Forscher um den Archäobotaniker Mikael Larsson von der Universität Lund nun in Uppåkra in Form von verkohlten Gerstekörnern, die kurz gekeimt hatten: ein klarer Hinweis darauf, dass daraus Malz hergestellt werden sollte.

Die Körner befanden sich in den Resten von Herdanlagen – und deutlich abgesetzt von den Wohngebieten der damaligen Siedlung. Die Forscher schließen daraus, dass der ganze Komplex auf die Herstellung von Bier angelegt war und dass er sich in einem Teil der Siedlung befand, der für Handel und Gewerbe reserviert war, vielleicht auch für Festivitäten.

Geschmackssache

Aus anderen Funden – etwa in Dänemark und auf der Insel Öland – weiß man allerdings, dass das eisenzeitliche Bier noch etwas anders geschmeckt hätte als die heute handelsüblichen Sorten. Hopfen kam erst im Mittelalter auf, an seiner Statt wurde damals noch mit Gagel vom Gagelstrauch gebraut. Unter der Bezeichnung Grutbier gibt es für dergleichen aber auch heute noch eine kleine Marktnische. (jdo, 23. 6. 2018)