Präsident Donald Trump will die große Bühne.

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Ein Anruf bei Justizminister Jeff Sessions hätte gereicht, um die unmenschliche Praxis an der US-Grenze zu beenden. Doch Präsident Donald Trump wollte die große Bühne, auf der er seine Unterschrift in die Kamera hielt, mit der er die eigene Entscheidung, Kinder illegaler Einwanderer von ihren Eltern zu trennen, wieder stoppte. An der eigenen Nulltoleranzpolitik, Migranten nach einem illegalen Grenzübertritt wie Verbrecher in Haft zu nehmen, will er aber nichts ändern. Nun sollen die Kinder mit ihren Eltern mitinterniert werden.

Was viele Medien weltweit als Kehrtwende bezeichnen, ist nur eine Show. Denn nach einem juristischen Kompromiss, der vom Höchstgericht abgesegnet worden ist, dürfen Kinder nicht länger als 20 Tage mit ihren Eltern in Haft sein. Unter Vorgänger Barack Obama wurden Familien nach dieser Frist auf freien Fuß gesetzt. Das schließt Trump aus, aber die 20-Tage-Frist bleibt in Kraft, wenn er nicht die dafür zuständige Bundesrichterin überzeugt, das zu ändern. Doch diese hatte bereits Obama eine Absage erteilt, als er die Regelung abändern wollte.

Trump weiß das – oder zumindest wissen es seine Berater. Wird sein Dekret aufgehoben, könnte er wieder Kinder von ihren Eltern trennen und die Schuld dafür einer Richterin zuschieben – oder wieder den Demokraten im Kongress. Das ist grausamer Populismus, der mit der psychischen Gesundheit von Kindern spielt. (Bianca Blei, 21.6.2018)