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Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras ist mittlerweile ein so abgebrühter Politiker, dass er in verschiedenen Realitäten leben kann.

Foto: REUTERS/Costas Baltas

Griechenlands Regierungschef hat bis zuletzt an der Chimäre eines "klaren Schnitts" festgehalten: Am 20. August endet das letzte Kreditprogramm für das Land und damit auch die Vormundschaft durch die Gläubiger. Dass es so nicht kommt, wusste Alexis Tsipras selbst. Der einst linksgerichtete Austeritätsgegner ist aber mittlerweile ein so abgebrühter Politiker, dass er halbwegs erträglich in verschiedenen Realitäten leben kann.

Für eine Mehrheit der Griechen, die sich mit ihren kargen Einkommen von knapp 600 Euro Mindestlohn über den Monat retten, ist der "Weiter so"-Kurs der Eurogruppe schwerer hinzunehmen. Griechenland wird noch auf Jahre hin aus ein Krisenland bleiben. Drei Rettungskredite haben den Staat zwar von der Klippe des Bankrotts geholt. Athen schreibt unter dem Zwang der Gläubiger erstmals schwarze Zahlen. Die fatale Mischung von niedriger Produktivität und hohen Steuern lässt jedoch weiter keine Wende zu. Ein griechisches Wirtschaftswunder gibt es nicht.

Innenpolitisch werden die Fortsetzung der Kuratel durch die Gläubiger und der Verzicht auf Schuldenerleichterungen schwer zu verkaufen sein. Doch das ist nur Tsipras’ Problem. Die Finanzmärkte, auf denen Athen wieder allein Geld aufnehmen will, interessiert allein die Tragfähigkeit der griechischen Staatsschulden. Sie ist, so glaubt die von Berlin geführte Eurogruppe, allein durch die weitere Kon trolle der Haushaltspolitik in Athen gewährleistet. (Markus Bernath, 21.6.2018)