Humanenergetiker dürfen keine Heilungsversprechen geben. Die Kammervertretung will über den Berufsstand informieren und arbeitet mit einer Plakatserie an einer Imagekorrektur des Gewerbes. Die öffentliche Hand unterstützt Energetiker bei der Ausbildung auch finanziell.

Foto: Regine Hendrich

Videos stehen bei der Wirtschaftskammer derzeit offenbar hoch im Kurs. Der Imagefilm zum Zwölfstundentag, bei dem mit Plastikmenschen und fröhlicher Musik die Vorteile der Arbeitszeitflexibilisierung dargestellt werden sollten, löste einen regelrechten Shitstorm aus.

Doch es ist nicht das einzige Filmchen, mit dem die Kammer jüngst an die Öffentlichkeit ging. Die Berufsgruppe der Humanenergetiker wirbt seit Montag mit Plakaten, Radiospots und einem Webvideo für ein besseres Image.

Die Kampagne ist keine Antwort auf die Aufregung um den Energieschutzring um das Krankenhaus Nord, sagt Michael Stingeder, Obmann des Fachverbands der persönlichen Dienstleister in der Wirtschaftskammer. Im März war bekannt geworden, dass ein Energetiker ohne Gewerbeschein der Stadt Wien 95.000 Euro verrechnet hatte.

Schon seit einem Jahr arbeite man an Slogans wie "Finde deine Energie" – mit denen man Menschen an ihre Selbstverantwortung erinnern will. "Wir sind keine Gurus", sagt Stingeder, der als Energetiker selbst auch Wahrnehmungstrainings anbietet. "Wir unterstützen jemandem auf dem Weg, damit selbstheilende Kräfte aktiv werden", erklärt er. Der Berufsgruppe war es wichtig zu zeigen, welche Ethik- und Standesregeln es gibt. "Humanenergetik, was ist das, was tun wir", führt Stingeder aus.

17.500 mit Gewerbeschein

Imagepolitur wird auch mit der Webseite betrieben, die seit sechs Monaten online ist. Man erfährt, dass es Kontrollen gibt. Österreichweit haben 17.500 Energetiker ihr Gewerbe angemeldet. 15 Prozent haben mittlerweile das Bronze-Abzeichen des Qualitätssicherungsprogramms, jenes in Gold 350 Personen.

"Hand auflegen, Aura reinigen, Energieblockaden lösen" – der ORF widmete vor zwei Wochen eine "Am Schauplatz"-Sendung dem Gewerbe der Energetiker, durch die eine weitere Frage aufgeworfen wurde. Nämlich, ob Aus- und Weiterbildungskosten im Bereich der Humanenergetik von der öffentlichen Hand unterstützt werden. Weil es kein bundesweit einheitliches Fördersystem gibt, fragte der STANDARD in den Bundesländern nach.

Das Land Salzburg fördert Kurskosten für eine Energetikerzusatzausbildung. Bis zu 50 Prozent, gedeckelt mit 900 Euro, werden übernommen, wenn es sich um eine Zusatzausbildung für einen bestehenden Job handelt. Im Jahr 2017 wurden von 43 Anträgen im Bereich Energetiker 32 genehmigt. In Summe wurden vom Land Salzburg für eine Energetikerzusatzausbildung vergangenes Jahr 24.056,50 Euro ausgegeben.

Anerkanntes Gewerbe

In Oberösterreich werden über das Bildungskonto des Landes 30 Prozent der Kurskosten gefördert, wenn man den Gewerbeschein anmeldet. Im Wifi-Kursprogramm des Landes findet man die Module "Touch for Health – Gesund durch Berühren – Teil I bis IV".

Genaue Förderzahlen kann Günter Brandstetter von der Bildungsdirektion nicht nennen. Er schätzt sie auf unter ein Prozent des Gesamtaufkommens. Dass es Kritik daran gibt, entsprechende Ausbildungen zu fördern, versteht Brandstetter nicht. "Warum soll ich die Humanenergetiker diskriminieren und nicht fördern?" Schließlich handle es sich um ein anerkanntes Gewerbe.

Andere Bundesländer schießen dennoch nichts zu, etwa Wien. In der Bundeshauptstadt scheint in der Weiterbildungsdatenbank des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds zwar die "Ausbildung zum/zur zertifizierten PranaVita-Energetiker/-in – Level 1" auf. Eine Sprecherin stellt jedoch klar: Im übergeordneten Bereich Energetik wurden im Jahr 2017 keine Personen gefördert und keine Mittel verwendet.

In Niederösterreich werden Einrichtungen im Bereich Erwachsenenbildung, die solche anbieten, zwar zum Teil vom Land gefördert. Sie werden aber von der Landesregierung angehalten, Kurse in diesem Bereich zurückzufahren.

Auch in der Steiermark gibt es zahlreiche Kurse, zum Beispiel "Tierenergetik". Förderungen gibt es keine. "Bei uns werden überhaupt nur Aus- und Weiterbildungen im technischen Bereich für Arbeitssuchende vom AMS gefördert, sonst nichts", sagt eine Sprecherin der Bildungsberatung.

"Was nichts kostet, ist nichts wert", Wirtschaftskammer-Mann Stingeder wäre ein überbordendes Förderwesen auch gar nicht recht. Denn eine "Marktüberschwemmung" sieht er kontraproduktiv.

Das Wissen hinter der "feinstofflichen Ebene" oder dem "Fluss des Lebens" soll den Experten vorbehalten bleiben. (Sebastian Fellner, Thomas Neuhold, Colette M. Schmidt, Rosa Winkler-Hermaden, 23.6.2018)