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Die Snapdragon-Plattform von Qualcomm könnte schon bald den Sprung von Smartphones zu Laptops machen.

Foto: SERGIO PEREZ / REUTERS

Bisher sind die Machtverhältnisse im Bereich des Client Computing klar verteilt: Während die ARM-Prozessoren von Qualcomm, Apple und Co. die Welt der Smartphones fest im Griff haben, konnte Intel mit seinen x86-Chips bis dato die Vorherrschaft bei Desktop- und Laptop-Systemen innehalten. Eine Trennung, die aber schon bald Geschichte sein könnte, wie ein aktueller Bericht von Winfuture nun nahelegt.

Snapdragon 1000

Unter dem Namen Snapdragon 1000 arbeitet Qualcomm derzeit angeblich an seiner ersten Prozessorgeneration für den Desktop-Bereich. Diese soll leistungsmäßig mit aktuellen Chips von Intel und AMD mithalten können, dabei aber mit einer maximalen Verlustleistung von 12 Watt – für das gesamte System, die CPU-Kerne alleine verbrauchen demnach 6,5 Watt – besonders sparsam sein.

Dass sich die kursierenden Spezifikation tatsächlich um einen Desktop-Chip drehen, legen diverse Eckdaten nahe. So sind einzelnen Modelle des SDM1000 mit einer Ausstattung von 16 GB LPDDR4 RAM gelistet. Auch soll der Chip gesockelt verbaut werden, wie es im Desktop-Bereich üblicherweise der Fall ist, während bei Smartphones und Tablets der Prozessor aus Platzgründen fix verlötet wird. Mit Abmessungen von 20 x 15 Millimetern wäre der Snapdragon 100 auch erheblich größer als bisherige ARM-Chips – wenn auch noch immer eine Spur kleiner als aktuelle Notebook-Prozessoren von Intel.

Spurensuche

Keinerlei Fragen zur Ausrichtung des Prozessor lässt auch die Jobbeschreibung einer Qualcomm-Mitarbeiterin auf Linkedin mehr offen. Dort ist im Zusammenhang mit dem SDM1000 explizit von einem Chip für Desktop-Aufgaben, sowie für Microsofts Hololens und das Andromeda-Projekt des Unternehmens die Rede – eine Art Hybrid aus PC und Smartphone an dem der Softwarehersteller schon länger arbeitet.

Partner

Laut den vorliegenden Informationen arbeitet offenbar auch bereits erste Hardwarehersteller an Systemen auf Basis des Snapdragon 1000. So soll ASUS unter dem Codenamen "Primus" derzeit ein entsprechendes Windows-10-System entwickeln.

Einschätzung

Unerfreulich wäre diese Entwicklung vor allem für Intel, das es über die Jahre nicht geschafft hat, im mobilen Bereich Fuß zu fassen, und sich nun mit einem schleichenden Angriff auf das eigene Kerngeschäft konfrontiert sieht. Und dazu tragen auch noch zwei andere Faktoren bei: So entwickelt Apple bereits seit einigen Jahren eigene ARM-Prozessoren, es ist also wohl nur eine Frage der Zeit, bis man diese auch für Laptops einsetzt. Zudem erfreuen sich Geräte mit Googles Chrome OS einer stark steigenden Beliebtheit, und hierbei kommen sowohl Intel- als auch ARM-Chips zum Einsatz.

Kompatibilität?

Bei all dem bleibt allerdings ein wichtiger Punkt abzuwarten: Nämlich wie bei entsprechenden Geräten die Kompatibilität mit bestehenden Anwendungen hergestellt werden soll. Denn während etwa Chrome OS mit seinen Web- und Android-Apps von Grund aus auf Prozessorunabhängigkeit ausgelegt ist, ist dies unter Windows nur bei einem kleinen Teil des aktuellen Programmbestands der Fall, der Großteil ist explizit für die x86-Architektur entwickelt. (apo, 25.6.2018)