Nischni Nowgorod – Junge Löwen", "Prinz Harry", "historischer Sieg": Nach einer Gala für die Geschichtsbücher gegen Panama liegen die englischen Medien ihren Three Lions und Harry Kane zu Füßen. Das Mutterland des Fußballs träumt schon vom ersten Titel seit 52 Jahren – nach Siegen gegen die Nummern 21 und 55 der Welt.
"Sie können es schaffen, davon bin ich fest überzeugt. Sie können den ganzen Weg bis zum Titel gehen", sagte Ex-Nationalspieler Frank Lampard der BBC. "Wieso sollten sie jetzt vom Viertelfinale sprechen? Die Ziele müssen höher sein! Da ist so viel Qualität im Team, sie spielen richtig beeindruckend!"
Das gilt vor allem für Kane, der nun fünf Tore aus zwei Spielen auf dem Konto hat. Der 24-Jährige traf beim 6:1 gegen die überforderten Mittelamerikaner dreimal – als erst dritter Engländer in der langen Weltmeisterschaftsgeschichte. Zuvor war das nur Geoff Hurst sowie Gary Lineker gelungen, jenem scharfzüngigen Kommentator, der im Fall des Titelgewinns einen Ausgang im Mankini à la Borat ankündigte.
Kane, der sich nach seinem großen Auftritt gegen Panama nicht vom Spielball trennen wollte, sprach von einem besonderen Gefühl in der Mannschaft: "Ich liebe diese Burschen." Jetzt liegt es an ihm, die Burschen am Donnerstag gegen Belgien zum Sieg in Gruppe G zu führen. "Das wird eine ganz harte Nuss und eine echte Prüfung."
Es wird das erste Spiel, das tatsächlich zeigt, wie weit diese englische Auswahl bereits ist. Nach dem schwierigen 2:1 zum Auftakt gegen Tunesien lieferte das Spiel gegen die hoffnungslos unterlegenen Panamaer kaum Aufschlüsse. "Wir wollen das Momentum ins Belgienspiel und dann in die K.o.-Phase mitnehmen", sagte Kane.
Southgate bremst
Gegen die Roten Teufel will der Kapitän keinesfalls geschont werden. Coach Gareth Southgate hat allerdings schon angedeutet, einige Akteuren eine Pause zu geben. "Es wird eine Chance für jene sein, die Spielpraxis brauchen, weil sie länger nicht im Einsatz waren."
Der Ex-Internationale war bemüht, auf die Bremse zu steigen. "Ich bin nicht ganz zufrieden, aber ich bin eben überkritisch."
Die Entscheidung über den Gruppensieg könnte zu einem engen Rennen werden, denn sowohl England als auch Belgien halten bei sechs Punkten und einem Torverhältnis von 8:2. Bei einem Remis würde die Fair-Play-Wertung herangezogen, hier haben die Engländer mit bisher zwei gelben Karten die Nase vor den Belgiern, von denen drei Kicker verwarnt wurden. Sollte am Ende auch hier Gleichstand herrschen, müsste das Los entscheiden.
Für einige ganz ausgefuchste Kommentatoren wäre Rang zwei sogar wünschenswert. Rechenspiele wurden angestellt, wonach auf den Ersten von Pool G im Viertelfinale der Sieger eines möglichen Achtelfinalhits Brasilien gegen Deutschland warten könnte, während der Zweite eventuell auf Mexiko oder die Schweiz trifft. Das Achtelfinale und dessen erfolgreiche Erledigung ist im britischen Überschwang gar kein Thema mehr. (sid, red, 25.6.2018)