Wien – Was ist die beste Form um investigativen Journalismus zu finanzieren? Dieser Frage gingen Wissenschafter von der Hamburg Business School, der Universität Hamburg und dem Hans-Bredow-Institut nach. Das Fazit der von den Grünen im Europäischen Parlament in Auftrag gegebenen Studie: Alle davon.

Denn keines der untersuchten Finanzierungsmodelle sei einem anderen in allen Bewertungskriterien überlegen, schreiben die Autoren der Studie. Die Funktion der "Vierten Macht im Staat" können aber jene Medien am besten ausführen, bei denen Finanzierung und Produktion der Inhalte getrennt ist. Allgemein werde der investigative Journalismus durch die Vielfalt der Modelle, die momentan am Markt zu finden sind, gestärkt.

Acht Modelle untersucht

Untersucht wurden acht Finanzierungsformen: Das Medienhaus (z.B. "Washington Post), "entrepreneurial journalism" (z.B. Edwy Plenel mit "Mediapart), das Teilnehmermodell ("Bellingcat), das Kooperativen-Modell ("Republik"), das philantropische Konzept ("Correctiv"), internationale Journalismus-Netzwerke (ICIJ), öffentlich-rechtliche Medien (BBC) und politische kontrollierte Medien, wie sie in der Ukraine und in Ungarn zu finden sind.

Jede Finanzierungsform haben die Wissenschafter in sechs Kriterien bewertet: Unabhängigkeit, Qualität, Marktstruktur, Prozesse, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.

Im Hinblick auf Unabhängigkeit sprechen sich die Studienautoren ebenfalls für eine pluralistische Reihe von Finanzierungsmodellen aus, da mehr Vielfalt die Wahrscheinlichkeit einer Übermacht verringere. Der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Finanzierungsmodellen führe zu einer größeren Vielfalt und erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich gegenseitig hinsichtlich der Unabhängigkeit der Inhalte überwachen. Staaten sollten sich darauf konzentrieren, die Marktkonzentration zu verhindern.

Medien sollten auf beiden Märkten – jenem für Produktionsbudget und jenem für Inhalte – vertreten sein, da der Wettbewerb die Qualität fördere. Neben etablierten Modellen seien Journalistennetzwerke und "entrepreneurial journalists" eine wertvolle Ergänzung, die dazu beitragen kann, die Rolle der "vierten Macht" zu sichern.

Eine ideale Marktstruktur herrscht laut der Studie dann, wenn es Medienpluralismus und mehrere Märkte gibt. Die Marktkonzentration sollte gering sein, wofür auch Regulatoren sorgen sollen. Non-Profit-Projekt sollten, etwa durch Steuererleichterungen für Stiftungen, unterstützt werden.

Hinsichtlich der Prozesse seien kleine Einheiten, wenn es um schnelle Reaktionsfähigkeit geht. Allerdings ist auch die Fehlertoleranz kleiner als bei größeren Unternehmen.

Unternehmerische Strukturen und lose Netzwerke sind laut der Studie weniger nachhaltig als die anderen Modelle, da oft ein langfristiges Budget fehle. Sie seine auf auf Projektbasis finanziert oder basieren auf Ad-hoc-Strukturen.

Bei der Wettbewerbsfähigkeit gebe es kein dominierendes Modell. In der Medienbranche würden immer wieder neue Akteure auftauchen und der Innovationsdruck steigen. "Dies ist im Grunde eine gute Zeit für den investigativen Journalismus, der als eine zentrale Säule des Journalismus gilt und auch von der Öffentlichkeit geschätzt wird", heißt es in der Studie. (red, 25.6.2018)