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Das Castel dell’Ovo am Golf von Neapel: befestigt, am Meer und auch dunklen Wolken trotzend.

Foto: Ciro Fusco/ANSA via AP

Rechte Demagogen

Nein, nicht liberale Asylpolitik gefährdet die liberale Gesellschaft. Aus Angst vor den Rechten deren Argumentation zu übernehmen – das gefährdet sie. Was für eine grandiose Kapitulation! Weil dem Fremdenhass "nicht mit rationalen Argumenten beizukommen" sei, verabschiedet man sich kurzerhand von diesen und fordert Mauern zu Mexiko oder eben Lager in Nordafrika. (Solche wie in Libyen, Herr Frey?)

Nein, nicht der linke Liberalismus ist schuld am globalen Rechtsruck, die Rechten und ihre menschenverachtende Demagogie sind es. Wer "Toleranz und Vielfalt" wirklich verteidigen will, tut gut daran, das niemals zu vergessen. (Lea Susemichel per Mail)

Realistisches Niveau

Danke für Ihren Artikel zur Asylpolitik! Endlich ist der Standard in seiner Beurteilung dieses Themas auf einem realistischen Niveau angekommen.

Vorher habe ich das leider – obwohl von Anfang an wohlwollender Abonnent – nicht feststellen können. Da wurde immer wieder beschönigt. (Reinhard Wegerth, per Mail)

Außerhalb der EU genügt

Was aber geht in unserer Gesellschaft vor sich, wenn bekennende Verfechter eines offenen und liberalen Europa dazu aufrufen, dieses Europa zur Festung auszubauen, wie Eric Frey am vergangenen Samstag in seinem Standard-Plädoyer?

Ich erinnere mich an eine offenbar ferne Vergangenheit, in der das europäische Friedensprojekt auf der Grundlage der Norm betrieben wurde: Europa darf nicht zur Festung werden! Eine einzige Silvesternacht mit fraglos übelsten Vorkommnissen hat gereicht, um diese Orientierung um 180 Grad zu drehen.

Heute heißt es: Europa muss zur Festung werden! So wenig Widerstandskraft hat der liberale Geist. So wenig Widerstandskraft, dass er sich sogar der Grundlagen rationaler Argumentation entledigt, um seine Bocksprünge zu rechtfertigen, derer er sich befleißigt, sobald die Freiheit Kosten verursacht.

Herr Frey selbst zitiert in seinem Text Studien darüber, dass die meisten Europäerinnen und Europäer die Anzahl und die finanziellen Belastungen durch Flüchtlinge und Asylanten überschätzen. Er hält selbst fest, dass im Alltagsleben der meisten auf diesem Kontinent die Asylthematik praktisch nicht zu spüren ist. Doch das Eingeständnis kognitiver Dissonanzen mahnt nicht zur Arbeit an einer verzerrten Realitätswahrnehmung, vielmehr soll sich gute Politik in Hinkunft dadurch auszeichnen, dass sie Zerrbilder zur Basis ihrer Entscheidung macht.

Der politische Streit um Werthaltungen und Anstand ist längst aufgegeben. Nicht dem ideologischen und vielfach menschenverachtenden Missbrauch des Migrationsthemas ist entschieden entgegenzutreten, vielmehr gilt es, Migration aus der Welt zu schaffen.

Ach nein, nicht aus der Welt; es genügt, sie in Zonen außerhalb der europäischen Außengrenzen zu halten. (Wilhelm Guggenberger, per Mail)

Andere Blattlinie?

Nicht der Artikel an sich stört mich, natürlich sollen alle Meinungen und Analysen im STANDARD Platz finden, auch kontroversielle. Nein, sondern die Platzierung des Artikels hat mich zutiefst enttäuscht – in der Wochenendausgabe auf Seite 2 ganzseitig – das war nicht als Analyse, nicht als Kommentar gemeint, das ist die Ankündigung einer Blattlinie – die Ausrufung einer Neuorientierung. Inhaltlich möchte ich nicht auf den Artikel eingehen, das wäre eine sehr lange Korrespondenz geworden, nochmals geht es mir um das Signal der generellen Ausrichtung, dass Sie mit dieser Platzierung im ersten Buch bei den Fakten, anstatt hinten bei den Meinungen und Kommentaren gesendet haben – auch die eilig nachgeschobene "Replik" kann dies nicht abmildern. (Karl Petermichl, per Mail)

Falsche Antwort

Es ist ein scharfes Urteil, das Eric Frey in seinem Plädoyer fällt: "Eine Politik (Merkel 2015), die menschlich, rechtskonform und weitsichtig klang – erwies sich als Torheit."

Wie nun? Klang die Politik menschlich, rechtskonform und weitsichtig, oder war sie es tatsächlich? Und was wäre denn die Alternative gewesen? Ich erinnere eindringlich an die Bilder aus Idomeni, an der (2016 letztendlich) geschlossenen Grenzen zwischen Griechenland und Mazedonien. Schlagstöcke, Tränengas, hustende Kinder in regennassen Zelten. Meinen eigenen Kindern solche Fernsehbilder als Konsequenz europäischer Politik (ohne Menschlichkeit) zu erklären beschämt mich noch heute.

Kann man politische Entscheidungen deswegen als Torheit bezeichnen, weil sie in der Gesellschaft – noch dazu angeheizt durch rechtspopulistische Propaganda – Neid und Unbehagen hervorrufen? Gibt es nicht einfach große Herausforderungen, für die es die "einzig richtige Antwort" nicht gibt, sondern nur ein Handeln aus dem, was im Moment das Bestmögliche scheint.

Die Schlussfolgerung, dass es ohne das Reizthema Migration keinen Brexit, keinen Donald Trump und keine FPÖ in der Regierung gäbe, ist überhaupt nicht belegbar. Die diesbezüglichen Tendenzen hat es jedenfalls auch vor der großen Flüchtlingswelle gegeben.

Europa trägt seinen Teil der Verantwortung an der dramatischen Situation zum Beispiel im Nahen Osten. Einerseits durch die immer noch erfolgenden Waffenlieferungen an die direkten und indirekten Kriegstreiber, aber auch durch die Vernachlässigung der humanitären Bedürfnisse in der Region etc.

Tatsächlich braucht es eine rationale und humane Migrationspolitik genauso wie eine kluge Außenpolitik, die nicht nur von Wirtschaftsinteressen getrieben ist. Eine Festung Europa ist weder für das eine noch das andere die richtige Antwort. (Sabine Kampmüller, per Mail)

Klare Analyse

Danke für diese nüchterne und klare Analyse der Entwicklung der letzten Jahre. Leider muss ich besonders nach meinen Erfahrungen mit dem zunehmenden Hass auf die Juden Eric Frey zustimmen: "Europa muss erst zur Festung werden, damit Toleranz, Liberalismus und Vielfalt auf dem Kontinent wieder eine Chance bekommen." (Andreas Maislinger, 6020 Innsbruck)

Verärgerter Leser

Eine Torheit ist's, von der Torheit zu schreiben ("Eine Politik, die menschlich, rechtskonform und weitsichtig klang – Merkel wurde in den Medien weltweit gefeiert und erhielt auch in Österreich viel Zuspruch – erwies sich als Torheit").

Meines Erachtens schwingt im gesamten Beitrag des Verfassers eine leise besserwisserische Arroganz durch, welche sich jemand zu leisten vermag, der keine politische Entscheidung zu treffen hat. Mit der Bitte um Kenntnisnahme, ein verärgerter Leser. (Peter Wechsler, per Mail) (27.6.2018)