In drei Pavillons auf dem Semmelweis-Areal in Wien-Währing ist die Amadeus-Privatschule untergebracht.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Wien – Vordergründig handelt es sich nur um eine Schule – eine ziemlich teure private Musikschule. Bis zu 44.500 Euro pro Jahr und Schüler kostet der Besuch der Amadeus International School Vienna samt Gebühren für Schule und Essen. Diese ist auf dem Areal der einstigen Semmelweis-Frauenklinik in Wien-Währing in historischen Pavillons untergebracht.

Zielgruppe sind Kinder einer betuchten Klientel vor allem aus dem asiatischen Raum. Für die Gründung der Schule legte sich auch der damalige Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ins Zeug, der vor dem Verkauf von drei der sechs Semmelweis-Pavillons 2012 an die Privatschule nach Singapur flog.

Im Hintergrund spielt es sich seit der umstrittenen Privatisierung aber heftig ab. Die Opposition warf der Stadt vor, "Volksvermögen zu verscherbeln", wie es FPÖ-Gemeinderat Udo Guggenbichler formulierte.

Drei Pavillons um 14,2 Millionen Euro verkauft

Aber der Reihe nach: Die Pavillons wurden vor sechs Jahren um 14,2 Millionen Euro an eine Investorengruppe rund um den neuseeländischen Milliardär Richard Chandler sowie Immobilienentwickler Nikolaus Peter Lengersdorff verkauft.

Dass der Preis weit unter dem tatsächlichen Wert lag, wird im Rathaus hinter vorgehaltener Hand nicht bestritten. Allerdings wurde als Verkaufsbedingung im Vertrag auch festgeschrieben, dass die Pavillons bis zum 30. Juni 2027 "ausschließlich zu Bildungszwecken und zu kulturellen Zwecken" genutzt werden dürfen. Zudem mussten die Käufer Geld für die Sanierung investieren.

Reger Wechsel bei Besitzverhältnissen

Bei den Besitzverhältnissen hat sich seither aber einiges getan. So wurde zunächst das Schulnetzwerk Nobel Education Network, das über Chandler Anteile an der Amadeus-Schule hielt, Ende 2014 von Chandler verkauft. Als Käufer trat Rising Tide in Erscheinung, eine Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz und Singapur.

Im Herbst des Vorjahrs ist aber auch Rising Tide ausgestiegen, wie Immobilienentwickler Nikolaus Peter Lengersdorff, der 60 Prozent an der Amadeus Vienna Campus Eigentümergesellschaft hält, dem STANDARD sagte. Im Dezember seien demnach "wohlhabende Familien aus Singapur eingestiegen, die ihre Kinder selbst in der Schule haben".

Es handelt sich laut Lengersdorff unter anderem um Wilson und Karen Goh. "Nach unserem Informationsstand ist Herr Goh ein Unternehmer aus Singapur mit zahlreichen Zahnkliniken", sagt Lengersdorff. Die Familie habe der Schule aus ihrer privaten Sammlung auch schon wertvolle Stradivari-Geigen zur Verfügung gestellt. Ähnliche Informationen finden sich auf der Amadeus-Webseite: Wilson und Karen Goh sitzen im Kuratorium der Schule.

Zwangsversteigerung droht

Für die Schule steht es derzeit allerdings Spitz auf Knopf: Den drei Pavillons droht laut Wiener Zeitung die Zwangsversteigerung. Hintergrund ist, dass Lengersdorff einer Holding der Familienstiftung Koch, des Ex-Eigentümers von Kika-Leiner, sowie dem Konzern Strabag ein Pfandrecht eingeräumt hat. Wegen nicht bezahlter Rechnungen und Zinszahlungen fordern die Holding der Stiftung sowie die Strabag ein Versteigerungsverfahren zur Hereinbringung von 33 Millionen Euro.

"Das Problem ist, dass der Mietvertrag nicht eingehalten wird", sagt Lengersdorff. Sprich: Die Mieter der Schule rund um Goh "zahlen seit Dezember nicht". Hintergrund: Die Themes Vienna Limited & Co. KG ist nicht nur mit 40 Prozent an der Amadeus-Eigentümergesellschaft beteiligt, sondern auch Mieter der Schule.

Aber auch ein möglicher Weiterverkauf der Pavillons gefährde die Schule nicht, versichert Lengersdorff. Die Nutzung sei im Mietvertrag festgeschrieben und "übersteht jeden Verkauf". Befürchtungen, dass in den Pavillons Luxuswohnungen entstehen könnten, teilt er nicht. "Eine anderweitige Nutzung ist ausgeschlossen." Zumindest bis zum Jahr 2027 – wenn die Vertragsklausel hinsichtlich Bildungs- und Kultureinrichtung ausläuft.

Neos beantragen Gemeinderats-Sondersitzung

Am Dienstag beantragten die Wiener Neos eine Gemeinderats-Sondersitzung in der Causa Semmelweis. Die Pinken orten Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit den Immo-Geschäften auf dem Semmelweis-Areal. (David Krutzler, 27.6.2018)