Susanne Schnabls Gesprächsführung mit Innenminister Herbert Kickl im "Report" (Bild) – kritisiert von Stiftungsrat Herbert Fechter (ÖVP), verteidigt von Programmdirektorin Kathrin Zechner.

Foto: Screenshot TVthek

Wien – Den gerade in vielen Fußballstadien sichtbar beschworenen Respekt vermisste Herbert Fechter, der ÖVP zugeordneter ORF-Stiftungsrat, im "Report" am Dienstag. Susanne Schnabl habe Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) ständig unterbrochen und nicht ausreden lassen, kritisierte Fechter nach STANDARD-Infos am Mittwoch im Programmausschuss des obersten ORF-Gremiums die Gesprächsführung als unhöflich.

"Selbsternannte Aufdecker"

Schnabl befragte Kickl insbesondere zum neuen Grenzschutzt und zur BVT-Affäre. Der Innenminister antwortete mit Kritik an "selbsternannten Aufdeckern" und "gewissen Medien", die sich "jeden Tag darum bemühen, irgendwelche Dinge, die als geheim eingestuft sind, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, in die Öffentlichkeit zu bringen." (Mehr im TV-Tagebuch "Kick it like Kickl".)

Programmdirektorin Kathrin Zechner stellte sich im Programmausschuss vor Schnabl und ihre Gesprächsführung, in der sie einen durchaus respektvollen Umgang mit dem "Dauerpressing" des Interviewpartners sehe – so schildern das jedenfalls Ohrenzeugen aus dem Ausschuss. Schnabl habe sich absolut korrekt verhalten, zitieren sie die Direktorin.

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) im Report über Grenzschutz ...
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ORF-Chef Alexander Wrabetz hat den "Report" nur zum Teil in der TVthek nachgesehen, soll er im Ausschuss erklärt haben – er wäre, ermattet von der Fußball-WM, eingenickt. Für den gesehenen Teil des "Report" schloss er sich aber Zechner an, berichten jedenfalls Sitzungsteilnehmer.

... und die BVT-Affäre.
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Unbedeutender FPÖ-Politiker

Ähnlich entspannt geht Wrabetz mit den Aussagen des oberösterreichischen Landesrats Elmar Podgorschek (FPÖ) um, der bei einer Veranstaltung der AfD in Thüringen, dokumentiert auf einem Video, erklärte: "Was wir unbedingt durchführen müssen, ist eine Neutralisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auch auf die Gefahr hin, dass uns eine sogenannte Orbanisierung vorgeworfen wird. Das müssen wir durchziehen."

Norbert Kettner, der SPÖ zugerechneter Stiftungsrat der Stadt Wien, fragte Wrabetz, wie er diese Ankündigung beurteilt. Wrabetz' Antwort, aus dem Gedächtnis von Sitzungsteilnehmern zitiert: Auf "inakzeptable Aussagen von unbedeutenden Politikern aus der vierten Reihe, die sich bei dubiosen Veranstaltungen in Ostdeutschland herumtreiben", reagiere er nicht. Seine Ansprechpartner seien jene Medienpolitiker, die etwa bei der Medienenquete waren. Veranstalter und aufmerksamer Zuhörer waren etwa Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) und FPÖ-Mediensprecher Hans-Jörg Jenewein.

Am Donnerstag tagt das Plenum des Stiftungsrats, auf der Tagesordnung: der – positive – ORF-Jahresabschluss 2017 und die Zukunft der Landesstudios (mehr dazu hier). (fid, 28.6.2018)