Marcus Berg und seine schwedischen Teamkollegen fertigten Mexiko 3:0 ab.

Foto: APA/AFP/JORGE GUERRERO

Kapitän Andreas Granqvist dirigiert die Abwehr.

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Jekaterinburg – Marcus Berg stopfte sich ganz lässig noch eine Portion Kautabak in den Mund und schmunzelte. "Traurig für sie", sagte der Angreifer in Richtung der ausgeschiedenen Deutschen: "Aber so ist es – das Karma kann manchmal hart sein." Und Rechtsverteidiger Mikael Lustig meinte nur: "Es ist schön."

Auch nach ihrer starken Vorstellung beim 3:0 gegen Mexiko und dem Einzug ins Achtelfinale als Gruppensieger gegen die Schweiz waren die Schweden noch bei den unschönen Szenen nach der Pleite gegen die DFB-Elf.

Er werde "nicht zögern" zu sagen, dass "es schön ist", dass der Weltmeister von 2014 bereits nach Hause fliegen muss, sagte Lustig. Insbesondere das Verhalten "von zwei deutschen Spielern" habe ihn wütend gemacht, aber "ich werde hier keine Namen nennen".

Zusammengeschweißt

Doch aus diesem Drama gegen Deutschland mit dem späten Gegentor und dem unsportlichen Verhalten von Teilen des Teams haben die Schweden auch Kraft geschöpft, zudem schweißten die Anfeindungen gegen Jimmy Durmaz sie noch enger zusammen. "Ich bin so unglaublich stolz auf das Team", sagte Trainer Janne Andersson, der ohne die Diva Zlatan Ibrahimovic eine echte Einheit gezimmert hat.

Schweden musste liefern, um nicht um die K.-o.-Runde zittern zu müssen. Und das Team zeigte unter Druck ihre beste Turnierleistung. Körperlich robust, taktisch diszipliniert und in der Defensive ungemein schwer zu überwinden – die Fans in Jekaterinburg träumten bereits von einer ähnlichen Geschichte wie 1994, als ihr Team erst im Halbfinale gegen Brasilien scheiterte.

Auch Andersson denkt jetzt ganz groß. "Wir haben gezeigt, dass alles möglich ist", sagte der 55-Jährige, der sich einen hämischen Kommentar in Richtung des DFB-Teams verkniff. "Nicht in einer Million Jahre" sei das Aus der Deutschen eine Extra-Genugtuung für ihn. Auch die Kritik von Mexikos Trainer Juan Carlos Osorio, der dem Gegner ein destruktives Spiel vorwarf, ließ die Schweden kalt. "Wir haben es schlicht verdient, im Achtelfinale zu stehen", sagte Berg: "Und wir wollen hier so lange wie möglich bleiben."

Humorlose Defensive

Auch für die Schweiz dürfte es gegen Schweden kein Vergnügen werden, Kapitän Andreas Granqvist dirigiert eine völlig humorlose Defensive. "Wir wissen, dass es sehr schwierig ist, gegen uns zu treffen", sagte Ludwig Augustinsson – der Linksverteidiger hatte mit seinem Führungstreffer den Weg zum Sieg gegen Mexiko geebnet.

Und während die Schweden stolz auf das Erreichte waren, hatte Osorio über den Stil der Skandinavier nichts Gutes zu sagen. "Ich bedaure diese Art zu spielen zutiefst – das ist nichts für mich", sagte der Kolumbianer. Außerdem muss sein Team nach dem Abrutschen auf Platz zwei nun gegen Neymars Brasilianer antreten, zum siebten Mal in Serie droht Mexiko das Aus im Achtelfinale.

Dabei sehnt sich das ganze Land doch nach diesem verflixten "fünften Spiel" ("el quinto partido") bei einer WM – auch Javier "Chicharito" Hernandez. Er träume davon, "das Unmögliche möglich zu machen". (sid, 28.6.2018)