Wien – Die Vorstände der Finanzmarktaufsicht (FMA) fordern mehr Kompetenzen bezogen auf Konsumkredite. Hier soll der Behörde, wie etwa bei Anlage- und Versicherungsprodukten, eine Kompetenz zur Überwachung der Wohlverhaltensregeln eingeräumt werden, fordern Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller. Hauptgrund ist ein "Boom bei Konsumkrediten. Sie haben in jüngster Zeit sehr hohe Zuwachsraten", so die FMA-Chefs.

Die Geschäftsbeziehungen zwischen Kunden und Banken haben sich nicht zuletzt aufgrund der Digitalisierung verändert. Konsumkredite werden oft auf die Schnelle online abgeschlossen. Teilweise wird den FMA-Vorständen zufolge aggressiv und sogar irreführend geworben. So würden beworbene Zinssätze nur für Kunden mit Topbonität drin sein, meist haben Sofortkreditkunden aber keine Topbonität. "Wir wollen überprüfen, ob die Verträge zwischen Kreditinstituten und Kunden transparent und fair sind – wie eben bei Versicherungs- oder Wertpapierprodukten", so Kumpfmüller und Ettl.

Der Markt entwickelt sich laut den FMA-Chefs vom Nachfragemarkt hin zum Anbietermarkt. Manchmal würden Kunden verleitet, einen Kredit aufzunehmen, obwohl sie es sich gar nicht leisten können.

Neukreditvergaben steigen

Die Gesamthöhe der Konsumkredite (ohne Leasing) beläuft sich auf 18,7 Milliarden Euro per 31. Dezember 2017, Tendenz zuletzt steigend. Die Neukreditvergaben erhöhten sich im Vorjahr um fast elf Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Zu Konsumkrediten zählt auch das Überziehen des Girokontos – egal, ob im vereinbarten Rahmen oder darüber hinaus. Österreichisches Kuriosum ist, dass ganze 68 Prozent der Gesamthöhe der Konsumkredite auf Überziehungskredite – also die Überziehung von Girokonten – entfallen. Das sind 13 Milliarden Euro. Nur 27 Prozent oder fünf Milliarden Euro entfallen auf andere Konsumkredite und fünf Prozent bzw. eine Milliarde Euro auf Kreditkartenkredite.

Das Ganze funktioniert über das Verbraucherkreditgesetz (VKrG) im individuellen Verbraucherschutz und unterliegt nicht der Aufsicht der FMA, was diese gerne geändert sehen will und dahingehend an die Politik appelliert. Man wolle in wirtschaftlich guten Zeiten wie jetzt der Aufsicht nachkommen, um nicht womöglich zu spät dran zu sein, wenn es mit der Wirtschaft wieder einmal bergab geht. Es brauche vorvertraglich, bei Vertragsabschluss und in der Laufzeit mehr Informationspflichten. Daher sollten Verbraucherkredite unters Dach des Bankwesengesetzes (BWG), wo ein kollektiver Verbraucherschutz herrscht.

Banken haben vorgesorgt

Die NPL-Quote (Quote fauler Kredite) liegt bei Konsumkrediten knapp über sieben Prozent. Die Deckungsquote liegt bei gut 70 Prozent, "die Banken haben also gut vorgesorgt", so Ettl und Kumpfmüller. Im gesamten Kreditgeschäft liegt die NPL-Quote lediglich bei knapp drei Prozent und die Deckungsquote bei fast 50 Prozent.

Beim Leasing haben die Österreicher gut 22 Milliarden Euro aushaften. Mehr als zehn Milliarden Euro davon entfallen auf Kfz-Leasings, rund acht Milliarden Euro auf Immobilienleasings.

Klassische Konsum- und Sofortkredite haben eine Höhe von 1.000 bis 65.000 Euro und laufen zwischen zwölf und 120 Monate. In der Regel sind keine Sicherheiten erforderlich, teils sind aber Kreditrestschuldversicherungen empfohlen oder verpflichtend. Meist reicht für den Abschluss ein Ausweis, ein Hauptwohnsitz in Österreich, ein aufrechtes Arbeitsverhältnis samt Einkommensnachweis und eine einfache Haushaltsrechnung. (APA, 29.6.2018)