Die Pläne der österreichischen Bundesregierung zum Zwölfstundentag treffen derzeit auf massiven Widerstand. Rund 100.000 Menschen haben am Samstag an einer vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) organisierten Demonstration teilgenommen, bei der die ersatzlose Streichung dieser Pläne gefordert wurde.

Stimmung machen

Diese Mobilisierung scheint dabei auch so manchen Regierungsvertreter nervös zu machen. So hat Vizekanzler Heinz-Christian Strache seine hohe Followerzahl auf Facebook genutzt, um massiv Stimmung gegen den Aufmarsch der Gewerkschafter zu machen. In einer ganzen Reihe von Postings zog er dabei über die Protestierenden her, in den Kommentaren fanden die Fans des FP-Chefs dann noch deutlichere Worte.

Screenshot: Redaktion

Von "hirnlosen Arschlöchern" war hier zum Beispiel noch am Sonntagvormittag die Rede. Andere Kommentatoren werfen wiederum die Frage auf, wieso eine Gewerkschafterin eigentlich am Samstag Zeit hat, auf eine Demonstration zu gehen. Andere wiederum spekulieren, dass teilnehmende Frauen, die sich mittels Plakaten für die Rechte von Flüchtlingen starkmachen, wohl sonst "keine Männer finden".

Zahlenspiele

Bei einem seiner Postings scheint sich Strache von US-Präsident Donald Trump inspiriert zu haben – wenn auch andersherum: Laut Straches Einschätzung waren nämlich gerade einmal ein paar tausend Personen am Samstag auf der Straße, die behaupteten 100.000 seien also eine maßlose Übertreibung, so der FP-Chef. Dass selbst die unter der Verantwortung von FP-Innenminister Kickl stehende Polizei von 80.000 Personen spricht, erwähnt Strache dabei nicht. In den Kommentaren ist dann wiederum wörtlich vom "roten Pack", "roten Trotteln" sowie "rotem Gesindel" die Rede. Ein Strache-Fan ist zudem davon überzeugt, dass die "hundert Demonstranten" alle bezahlt sind – und will wissen, woher dafür das Geld kam.

Copyright-Fragen

Pikantes Detail am Rande: Die Fotos zu dem betreffenden Posting wurden offenbar direkt von der Facebook-Seite von SP-Chef Christian Kern übernommen – und zwar ohne jeglichen Quellenhinweis, der Copyright-Hinweis auf den Fotografen, der bei Kern noch zu finden ist, fehlt ebenso.

Screenshot: Redaktion

Unpopuläre Maßnahme

Dass sich Strache mit mehreren Postings gegen die Großdemonstration Stimmung macht, dürfte wohl nicht zuletzt auf Zahlen zurückzuführen sein, die dem Vizekanzler durchaus bekannt sind. So zeigen Umfragen, dass der Zwölfstundentag von einer deutlichen Mehrheit der Österreicher abgelehnt wird und dass auch ein bedeutender Teil der FP-Wähler gegen diese Pläne ist. (apo, 1.7.2018)