Die niederländische Sängerin Caro Emerald gastierte in der Wiener Staatsoper.

Foto: Caro Emerald MGMT

Wien – Jazz ist an diesem Abend – ein bisschen so wie beim Grummelbarden Paolo Conte – einfach eine nostalgische Arrangementfarbe, in die Melodien getaucht werden. Wobei: Caro Emerald gibt sich emotional weniger melancholisch als der italienische Kollege. Die niederländische Sängerin nutzt Swing, Mambo, aber auch Salsa und Mexikanisches quasi als Schminke für eher heiteren Mainstream-Pop.

Das Gedächtnis sagt: Es hat in der Staatsoper alles mit Vaya Con Dios (belgische Combo um Sängerin Dani Klein) zu tun oder mit der Band Matt Bianco, die ihren Cocktailjazz einst in die Hitparaden tanzte. Individuell hervorzustechen scheint hier – irgendwie paradox – nur eine signifikante Gleichförmigkeit.

Sie betrifft den an sich sympathisch-klaren Gesang der Dame, der etwas Puppenhaftes ausstrahlt. Es betrifft aber auch die Songs. Manche wirken, als wollten sie sich für den Song Contest qualifizieren. Andere wiederum muten an wie die x-te Variation des Gehörten. Direkt gesagt: Es scheint ein Großteil der Uptempo-Schunkelware aus einem Computer zu stammen, an den der Befehl erging: Aus einem einzigen Song durch Variation bitte etliche neue herstellen!

Wie immer die Lieder zustande kamen und ob sie durch die Jazz- oder Popbrille betrachtet werden: Das Repertoire ist überwiegend unscheinbar. Nachhören bei Paolo Conte zeigt im Vergleich, was substanzvolle Popsongs mit Jazzflair sein können.

Klar: Eine qualitätsvolle Sache wurde in fetziger Version geboten, welche die Bandqualität zeigte. Es war Duke Ellingtons Caravan. Das Stück tönte so herzhaft wie deftig und erinnerte ein bisschen an die Formation Us3, als sie Herbie Hancocks Cantaloupe Island coverte. Leider gab es den Klassiker nur instrumental: Die Künstlerin pausierte während dieser dann auch in Teilen tatsächlich jazzigen Darbietung. Schade, aber auch irgendwie seltsam – bei einem Jazzfest jedenfalls. (Ljubisa Tosic, 2.7.2018)