Salem – In Kalifornien und Oregon schießen seit der Legalisierung von Cannabis die Plantagen nur so aus dem Boden – lizenzierte ebenso wie nicht lizenzierte. Vor allem Letztere werden für einige an der Westküste der USA lebende Raubtiere allmählich zum Problem, berichten nun Artenschützer.

Der Grund: Menschen sind nicht die einzige Spezies, die Hanf konsumiert. Um ihre Pflanzen zu schützen, streuen die Plantagenbetreiber daher Gift gegen Ratten und andere Nagetiere aus, die sich an der Pflanze in ihrem Rohzustand gütlich tun. Über sie gelangt das Gift allerdings in die Nahrungskette: Räuber, die sich von den toten Nagern ernähren, nehmen das Gift auf und gehen ebenfalls daran zugrunde.

Ungeplante Opfer

Unter anderem bei Streifenkäuzen und Fischermardern wurde bereits Alarm geschlagen. Anfangs hatte man noch gerätselt, warum es bei diesen Spezies plötzlich zu deutlich steigenden Todesraten kam – die Ursache war aber bald gefunden. Nun, da man die Auswirkungen der Hanfplantagen kennt, machen sich Naturschützer verstärkt auf die Suche nach weiteren potenziellen Opfern und sind leider auch schon fündig geworden.

In einem besonders dringlichen Fall wurde nun das Oregon Department of Fish and Wildlife um Hilfe gebeten: Auch dem Humboldt-Fichtenmarder (Martes americana humboldtensis), einem Verwandten des europäischen Baummarders, wird das Gift zum Verhängnis. Und von diesem Tier gibt es nach jüngsten Schätzungen keine 300 Exemplare mehr.

Ein paar Hundert gegen Zehntausend

Der Marder wurde lange Zeit sogar für ausgestorben gehalten und erst 1996 wiederentdeckt. Zu den bisherigen Bedrohungsfaktoren – vor allem Abholzungen und Ausbreitung von Siedlungsflächen – kommt nun auch noch der Cannabis-Boom hinzu. Ein Zahlenvergleich führt die brisante Lage des Tiers besonders eindrücklich vor Augen: Allein im nordkalifornischen Humboldt County, nach dem der Marder benannt ist, stehen den paar hundert verbliebenen Tieren geschätzte 10.000 Hanfplantagen gegenüber. (jdo, 3. 7. 2018)