Typisch für Migräne sind immer wiederkehrende pulsierende, pochende oder stechende Kopfschmerzen, die zwischen vier und 72 Stunden andauern. Bei Kindern und älteren Menschen ist die Dauer meist kürzer.

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Migräne gehört zu den häufigsten Arten von Kopfschmerzen. Rund zehn Prozent der Österreicher und Deutschen leiden unter der Erkrankung, Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Damit zählt sie zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen.

Zwei aktuelle Studien haben nun gezeigt, dass Migränepatienten ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle aufweisen. "Zwar ist die Sterblichkeit von Menschen mit Migräne insgesamt nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung. Ärzte, die Migränepatienten behandeln, sollten sich des Risikos aber bewusst sein", sagt Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

"Die größte bisher publizierte Meta-Analyse zum Zusammenhang zwischen zerebro- und kardiovaskulären Erkrankungen mit Migräne stützt sich auf die Daten von 16 Studien", erläutert Charly Gaul von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Insgesamt wurden dabei die Daten von 400.000 Migränepatienten und rund 750.000 gesunden Probanden als Kontrollegruppe ausgewertet. Das Ergebnis: Das Risiko für Schlaganfall war um um 41 Prozent erhöht, für Herzinfarkte um 23 Prozent.

Auf die Aura kommt es an

Das Risiko unter den verschiedenen Formen der Migräne war jedoch ungleich verteilt: Jenes Drittel der Patienten, die bei ihren Anfällen eine Aura erleben – das sind Sehstörungen wie flimmernde Blitze oder Gesichtsfeldausfälle –, hatte ein um 56 Prozent höheres Risiko für Schlaganfälle. Während die Sterblichkeit an Krankheiten aller Art in der gesamten Gruppe nicht höher war als in der Kontrollgruppe, galt dies nicht für die Migräne mit Aura. Die Gesamtsterblichkeit dieser Patienten war um 20 Prozent erhöht. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Studie aus Dänemark, für die Forscher die Daten von mehr als 50.000 Migränepatienten über einen Zeitraum von bis zu 19 Jahren mit denen von 500.000 gesunden Probanden verglichen hatten.

"Von dem erhöhten Risiko sollten Patienten sich nicht verängstigen lassen, denn die absolute Zahl der Ereignisse ist relativ gering", relativiert Christoph Diener. Den Daten zufolge braucht aber eine Patientengruppe besondere Aufmerksamkeit: "Insbesondere Frauen, die häufig von Migräneattacken mit Aura geplagt werden, sollten nach ihren vaskulären Risikofaktoren befragt und diese dann konsequent behandelt werden. Von besonderer Bedeutung sind hier das Rauchen und die orale hormonelle Kontrazeption."

Ob durch eine wirksame Behandlung der Migräne auch das Risiko für vaskuläre Ereignisse gesenkt werden kann, ist derzeit noch unklar. "Um dies nachzuweisen, brauchen wir Studien mit einer Beobachtungszeit von mehr als zehn Jahren", so das Fazit von Gaul. (red, 4.7.2018)