Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Radburn

Pro
von Klaus Taschwer

Zugegeben: Ich hab's verpasst, ob die Fashionistas den Hut für den Sommer 2018 zum coolen Must-have ausgerufen haben oder nicht. Mein modisches Desinteresse liegt in diesem konkreten Fall darin begründet, dass ich – zumindest was meinen eigenen Kopf angeht – ein chronischer Gegner von "oben ohne" bin: Der Hut hat bei mir erstens immer Saison und zweitens ganz besonders im Sommer.

Dann sind vor allem die in Ecuador gefertigten Produkte angesagt, die trotzdem nach Panama benannt sind und die im Idealfall zwei Eigenschaften, ähm, unter einen Hut bringen: Sie schützen zum einen Augen, Haut und Hirn vor direkter Sonneneinstrahlung und verleihen dem Träger zum anderen eine gewisse Eleganz.

Außerdem lässt die Kopfbedeckung aus Stroh selbst dann ein gewisses Urlaubsfeeling aufkommen, wenn man sie auf dem Weg zur Arbeit aufsetzt. Dass Stilikonen wie Paul Newman und Ernest Hemingway Panamahüte trugen, spricht jetzt auch nicht dagegen. Und selbst Erich Honecker hat "oben mit" eindeutig besser ausgesehen als "oben ohne".

Kontra
von Mia Eidlhuber

Zugegeben: Gegen eine Kopfbedeckung, die einen vor stechender Sonne schützt, ist nicht viel einzuwenden – besonders wenn die eigene, natürliche Kopfbedeckung schon schütter geworden ist. Genau da tendieren (meistens) die Herren der Schöpfung dazu, den Hut nie mehr abzusetzen. Und genau da, finde ich, wird es haarig – nein, nicht im sprichwörtlichen Sinn. So ein Hut braucht Mut, nehmen wir nur die prominentesten Exemplare der Spezies Hutträger.

Wollen oder – besser gesagt – können Sie es tatsächlich mit den großen Originalen wie Charlie Chaplin, Humphrey Bogart, Joseph Beuys oder Queen Elizabeth II aufnehmen? Chapeau, wer das schafft! Aber zu viele sind in letzter Zeit der irrigen Meinung, sie könnten das, und tragen den Sommerhut als unverzichtbares Must-have – auch weit nach Sonnenuntergang.

Wer sich wie Udo Lindenberg fühlen will und wie Xavier Naidoo rüberkommt, hat aber ein Problem. Die (Massen-)Mode selbst hat den Hut untragbar gemacht. Für den Moment: weil der Mut zum Hut keiner mehr ist. Wer hip sein will: Hut ab! (RONDO, 8.8.2018)