Rund 250.000 Touristen kommen Jahr für Jahr zum Nordkap, an den vermeintlich nördlichsten Punkt des Festland-Kontinents. Sie kommen mit Kreuzfahrtschiff, Reisebus, Wohnmobil, Pkw, Motorrad oder Fahrrad. Meist ist das Nordkap Teil einer längeren Norwegen-Rundreise und wird entsprechend schnell "abgehakt". Was dabei für viele untergeht: Magerøya, was übersetzt so viel heißt wie "magere Insel", hat deutlich mehr zu bieten, als nur das touristisch völlig ausgereizte Nordkap.

Dass hier in den Sommermonaten auch um Mitternacht die Sonne taghell am Firmament steht, ist für Mitteleuropäer jedes Mal aufs Neue eine besondere Erfahrung. Am Nordkap scheint die Mitternachtssonne von 14. Mai bis 29. Juli; die Polarnacht dauert von 20. November bis 22. Jänner.

Dazu kommen die baumlose Tundra-Landschaft, der ständige Wetterwechsel und die besonderen Lichtstimmungen. Selbst kulinarisch hat der hohe Norden einiges zu bieten: Kabeljau und Rentierfleisch. (Thomas Neuhold, 4.7.2018)

Postkartenmotive wie dieses kleine Gehöft auf Magerøya finden sich auf der rund 2.000 Einwohner zählenden Insel jede Menge. Die Insel ist mit einem kilometerlangen Tunnel mit dem Festland verbunden. Im nach der Zerstörung durch die Wehrmacht neu aufgebauten Hauptort Honningsvåg findet sich jede erdenkliche Infrastruktur – von der Tankstelle bis zum großen Supermarkt.

foto: thomas neuhold

Lichtstimmung am Rollfeld von Alta. Wer nur für einen Kurztrip in den hohen Norden kommt, fliegt am besten mit dem Low-Cost-Carrier Norwegian von Wien über Oslo ins kleine Alta – mit 15.000 Einwohnern die größte Stadt der Finnmark. Dann geht es mit dem Leihwagen noch rund drei Stunden weiter in den Norden.

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Als Unterkunft bieten sich neben den wenigen Hotels vor allem kleine, gemütliche Selbstversorger-Hütten an, die auf den zahlreichen Campingplätzen auch tageweise vermietet werden. In der Hochsaison muss man aber unbedingt vorab reservieren.

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Apropos Alta: Was man auf keinen Fall versäumen darf, ist der Besuch der Nordlicht-Kathedrale in Alta. Dieses 2013 eingeweihte Baukunstwerk gehört zu den architektonisch wichtigsten, modernen Sakralbauten Europas.

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Und dann geht es mit dem Auto in den Norden: Taiga, Tundra und Rentiere als Begleiter. Ach ja: Gelsen gibt es auch.

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Neben dem Rentier ist natürlich Fisch, frisch – oder wie im Bild zu sehen – getrocknet, die Hauptnahrungsquelle. Kosten sollte man auch die Königskrabben. Die Tiere wurden einst von Kamtschatka übersiedelt und stellen heute eine echte (aber köstliche) Plage dar. Das beste Restaurant auf Magerøya ist die Corner Spiseri direkt am Hafen.

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Und das ist es, das berühmte Nordkap mit seinem Eisenglobus. Rund 300 Meter fällt die Klippe hier direkt ins Meer ab. Was nicht im Bild zu sehen ist: Neben dem Globus gibt es auch ein großes Besucherzentrum, das architektonisch ein wenig wie eine Seilbahnstation österreichischer Provinienz aus den 1980er-Jahren wirkt. Der Eintritt ist übrigens saftig: Umgerechnet 28,50 Euro muss man pro Person hinlegen. Echte Nordkap-Fans schauen mindestens einmal pro Tag in den Nordkap-Roundshot.

foto: thomas neuhold

Wobei das Nordkap ja eigentlich gar nicht der nördlichste Punkt des Kontinents ist. Das "echte Ende der Welt" ist aber wesentlich unspektakulärer. Es liegt wenige Meter nördlicher als das Nordkap und ist nur zu Fuß zu erreichen: Für die Wanderung nach Knivskjelodden sollte man bis zu sechs Stunden (hin und zurück) kalkulieren. Technisch gibt es keine Schwierigkeiten – allein den oft sehr rasch einfallenden Nebel sollte man nicht unterschätzen.

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Wandern ist auf Magerøya jedenfalls ein Erlebnis. Das Gelände ist meist einfach – die Höhenunterschiede überschaubar. Die höchste Erhebung kommt auf etwas mehr als 400 Meter Seehöhe. Allerdings kommt man streckenweise auf ziemliche Distanzen und Infrastruktur gibt es am Weg auch keine. Die Bekleidung sollte alpinen Gegebenheiten entsprechen und auch wasserfest sein, es regnet häufig.

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Die Wanderwege selbst sind in gutem Zustand und mit einem "T" (für Tour) gut markiert. Die bei diversen Touristeneinrichtungen (Campingplätze) erhältliche "Turkart" ist im Maßstab 1:100.000. Klingt groß, reicht aber in der baumlosen Landschaft zur Orientierung völlig aus. (Thomas Neuhold, 9.7.2018)

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