Beim brutalen Vorgehen der Regierung von Nicaragua gegen Demonstranten wurden laut einem neuen Bericht bereits rund 300 Menschen getötet. Die Regierung spricht von 47.

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Managua – Nach Angaben von Menschenrechtlern sind bei den vor mehr als zwei Monaten begonnenen gewalttätigen Auseinandersetzungen in Nicaragua bereits 309 Menschen ums Leben gekommen. Bei den Opfern handle es sich um 297 Zivilisten und 12 Polizisten, teilte die Menschenrechtsvereinigung des lateinamerikanischen Landes (ANPDH) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Managua mit.

Ende Juni war von 285 Todesopfern die Rede gewesen. Zudem seien 1.500 Menschen verletzt worden, sagte der Direktor der Organisation, Alvaro Leiva. Mehr als 150 gelten als vermisst.

Der Großteil der Opfer seien bei Protesten erschossen worden, sagte Leiva. Die meisten Opfer habe es im Verwaltungsgebiet um die Hauptstadt Managua gegeben.

Unruhen seit April

Am vergangenen Samstag seien bei einer Großkundgebung gegen die Regierung zwei Demonstranten erschossen und mindestens elf weitere Protestteilnehmer verletzt worden, teilten Menschenrechtsaktivisten mit. Sie warfen Regierungskräften vor, das Feuer auf die Demonstranten eröffnet zu haben.

Das Land kommt seit Mitte April nicht zur Ruhe. Der autoritäre Präsident Daniel Ortega wollte damals eine Sozialreform durchsetzen, die Bevölkerung protestierte jedoch gegen die Änderung – mit Erfolg.

Ortega zog die Reform zurück, seither demonstrieren die Menschen jedoch für einen Rücktritt des Präsidenten und dessen Ehefrau, Vizepräsidentin Rosario Murillo. Polizisten und regierungsnahe Schlägertrupps greifen die Demonstranten regelmäßig an. Nach Angaben der Regierung wurden bei den Unruhen 47 Menschen getötet. (APA, 4.7.2018)