Rakitic trifft, Kroatien schafft den Halbfinaleinzug.

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Danijel Subasic fischte elegant den schwach geschossenen Elfer von Fedor Smolov.

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Igor Akinfejew beim Parieren des Elfers von Mateo Kovacic.

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Enttäuschung und Tränen auf den Rängen.

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Sotschi – Die tapferen Russen weinten bittere Tränen der Enttäuschung, als Ivan Rakitic von seinen Kollegen beinahe erdrückt wurde. Der russische Traum vom märchenhaften WM-Triumph in der Heimat ist nach einem Elfmeterkrimi geplatzt, Kroatien hingegen nimmt den Titel ins Visier. Der Gastgeber verlor das Nervenspiel vom Punkt im Viertelfinale von Sotschi 3:4 und verabschiedete sich hoch erhobenen Hauptes aus dem Turnier. Nach Verlängerung stand es 2:2 (1:1, 1:1).

Umjubelte Helden der Kroaten waren wie schon im Achtelfinale gegen Dänemark Tormann Danijel Subasic und Rakitic. Subasic hielt den Schuss von Fedor Smolow. Im Elfmeterschießen gegen die Dänen hatte er drei Schüsse abgewehrt. Rakitic traf ebenso wie gegen Dänemark den entscheidenden Schuss. Der eingebürgerte Brasilianer Mario Fernandes schoss für die Russen neben das Tor.

Luka Modric, Rakitic und Co taten es ihren Idolen von 1998 gleich und zogen wie die legendäre Elf um den heutigen Verbandspräsidenten Davor Suker ins Halbfinale ein – dort wartet am Mittwoch (20 Uhr, live ORF 1) im Moskauer Luschniki-Stadion England.

Vier Treffer in 120 Minuten

Denis Tscheryschew (31.) brachte Russland, das im Achtelfinale die Spanier im Elfmeterschießen ausgeschaltet hatten, mit seinem vierten Turniertreffer in Führung und das Olympiastadion in Sotschi zum Kochen. Andrej Kramaric sorgte acht Minuten später für den Ausgleich. In der Verlängerung wurde es dramatisch: Domagoj Vida (101.) brachte Kroatien per Kopf in Führung, der spätere Elfmeter-Pechvogel Fernandes erzielte in der 115. Minute den Ausgleich.

Russland störte die Kroaten in der Anfangsphase früh und irritierte den Gegner damit sichtlich – allerdings nur kurzzeitig. Die Schaltzentrale mit den ballsicheren Stars Modric (Real Madrid) und Rakitic (FC Barcelona) sortierte sich und bekam schnell die Kontrolle über das Spiel.

Tschertschessow unermüdlicher Antreiber

Russland kam nur noch gelegentlich zu Gegenstößen, denen es allerdings an Struktur fehlte. Die Sbornaja spielte fahrig, die enthusiastischen Fans auf den Rängen schienen das Team eher zu lähmen. Stanislaw Tschertschessow missfiel das sehr, der Trainer der Russen stand dauernd an der Seitenlinie und schrie sich die Lunge aus dem Hals.

Viel mehr als eine Doppelchance von Ante Rebic (6., 7. Minute) sprang für Kroatien zunächst aber nicht heraus. Mit großem läuferischen und kämpferischen Einsatz bekamen die doch arg limitierten Russen den Gegner nach gut 20 Minuten wieder besser in den Griff. Während sich die Teams auf dem Rasen weitgehend neutralisierten, vertrieben sich die 44.287 Fans mit La Ola die Zeit.

Doch urplötzlich brachen auf den Tribünen alle Dämme. Nach einem Doppelpass mit Artem Dschjuba hämmerte Tscheryschew mit dem ersten russischen Torschuss den Ball aus 20 Metern am verdutzten kroatischen Torwart Danijel Subasic vorbei ins Eck.

Schock und Reaktion

Die Kroaten benötigten fünf Minuten, um den Schock zu verdauen – und schlugen zurück. Mario Mandzukic nutzte eine Lücke auf der rechten russischen Seite, stieß in den Strafraum vor, chippte den Ball auf Kramaric, der problemlos per Kopf netzte.

Nach dem Seitenwechsel stachelte Tschertschessow seine Elf weiter fast pausenlos an. Die Russen erhöhten noch einmal die Schlagzahl und versuchten so, ihre spielerische Unterlegenheit zu kompensieren. Und Glück hatten sie auch: Ivan Perisic (60.) traf nur den Innenpfosten.

Die Russen kamen nur vereinzelt zu Entlastungsangriffen. Viel mehr als Kampf kam nicht mehr, das reichte den Gastgebern jedoch, um sich in die Verlängerung zu retten. Dort waren beide Mannschaften stehend k. o., doch das große Drama stand ihnen erst noch bevor. (sid, 7.7.2018)

WM in Russland, Viertelfinale, Samstag

Russland – Kroatien 2:2 n. V. (1:1, 1:1, 1:2), 3:4 im Elfmeterschießen
Sotschi, Fischt-Stadion, 44.287 Zuschauer, SR Ricci (BRA)

Torfolge:
1:0 (31.) Tscheryschew
1:1 (39.) Kramaric
1:2 (100.) Vida
2:2 (115.) Fernandes

Elfmeterschießen:
0:0 – Smolow scheitert an Subasic
0:1 – Brozovic trifft
1:1 – Dsagojew trifft
1:1 – Kovacic scheitert an Akinfejew
1:1 – Fernandes schießt vorbei
1:2 – Modric trifft
2:2 – Ignaschewitsch trifft
2:3 – Vida trifft
3:3 – Kusjajew trifft
3:4 – Rakitic trifft

Russland: Akinfejew – Fernandes, Kutepow, Ignaschewitsch, Kudriaschow – Sobnin, Kusjajew – Samedow (54. Jerochin), Golowin (102. Dsagojew), Tscheryschew (67. Smolow) – Dsjuba (79. Gasinski)

Kroatien: Subasic – Vrsaljko (97. Corluka), Lovren, Vida, Strinic (74. Pivaric) – Rakitic, Modric – Rebic, Kramaric (88. Kovacic), Perisic (63. Brozovic) – Mandzukic

Gelbe Karten: Gasinski bzw. Lovren, Strinic, Vida, Pivaric