Vater Germont (Günter Haumer) und Violetta (Eugenia Dushina) verhandeln.

Foto: Lukas Beck

Klosterneuburg – Zum 25. Mal wird in diesem Sommer in Klosterneuburg unter freiem Himmel Oper gespielt, fast so lange verantwortet Michael Garschall das Geschehen. Zu seinem 20-jährigen Jubiläum als Intendant gab Garschall im letzten Jahr Landeshauptfrau Mikl-Leitner noch Beautytipps, heuer beschenkte der immerjunge 51-Jährige seine Gäste mit einem Publikumshit, Giuseppe Verdis La Traviata.

Und so konnte man sich innerhalb von geistlichen Gemäuern daran ergötzen, einer Edelprostituierten beim Dahinsiechen zuzuschauen und vor allem zuzuhören – in kaum einem Opernwerk wird bekanntlich herzergreifender gestorben als im Evergreen Traviata.

Vokale Intimität

Immerhin findet die Kurtisane an ihrem Lebensende noch zu heiligengleicher Demut und verzichtet auf ihren geliebten Alfredo, um die Aussichten von dessen Schwester auf dem Heiratsmarkt nicht zu trüben. Regisseurin Christiane Lutz fügt diese keusche Jungfrau als (ziemlich aktive) stumme Rolle neu in das Geschehen ein, so wie sie auch die Figur der Violetta gleich vervielfacht: Hier geschah des Gutgemeinten etwas zu viel. Abwechslungsreich und übersichtlich wirkte hingegen die Aufteilung der Bühne (Christian Andre Tabakoff) auf drei Plattformen.

Speziell das Gärtchen gefällt, in dem die Liebe der Protagonisten im zweiten Akt kurz erblühen darf, bevor Vater Giorgio Germont beginnt, an deren Zerstörung zu arbeiten. Schade, dass Bühne und die eher vergangenheitsseligen Kostüme (Natascha Maraval) kein stimmiges ästhetisches Ganzes ergeben. Apropos stimmig: Gesungen wird in Klosterneuburg ganz hervorragend. Vokale Intimität, Intensität und Virtuosität: alles da bei Eugenia Dushinas Violetta. Ein wundervoll frei wie nuanciert singender Emotionshervorrufender und Erzähler ist Arthur Espiritu als Alfredo: Das klingt großartig und wegweisend.

Energie der großen Gesten

Günter Haumers Optik (als Vater Germont) wiederum überzeugt mehr als sein etwas ebenfalls schöner, jedoch ein wenig uniformer und limitierter Bariton. Großgestisch und energiegeladen stachelt Christoph Campestrini die Beethoven-Philharmonie aus Baden unter anderem zu energischen Pizzicati an. Aber auch die meisten der zarten Streicherpassagen gelingen in der feinen Akustik des Kaiserhofs am Samstagabend zu allgemeiner Zufriedenheit, welche die Künstler schließlich als Begeisterung erreichte. (Stefan Ender, 9.7.2018)