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VW versucht bei E-Autos aufzuholen, doch die Batterien werden zugekauft.

Foto: Reuters/FABRIZIO BENSCH

Berlin/Wien – Geht es nach führenden Experten, hat Europa ein Problem. Die für die E-Mobilität zentrale Batterienforschung und -produktion geht zusehends am alten Kontinent vorbei. Ohne eigene Batteriezellfabriken könnten weite Teile der Wertschöpfung in der Automobilindustrie abwandern, erklärte kürzlich Martin Winter, Professor an der Universität Münster. Diesbezüglich spielt die Musik in Asien.

Die europäische Lücke hat viel mit dem Rückstand der europäischen Autoindustrie bei der E-Mobilität zu tun. Vor allem deutsche Hersteller setzen erst seit kurzem auf Stromer, Engagements im Batteriebereich sind überschaubar. Daimler hatte eine eigene Fertigung in dem Bereich in Sachsen 2015 sogar eingestellt. Der Umstand, dass die Autobauer Batterien in der Regel zukaufen, gilt als Wagnis. Man begebe sich bei einer Kernkompetenz in Abhängigkeit von Zulieferern. Auch die großen deutschen Zulieferer Bosch und Continental verfügen hier über keine eigene Produktion.

Nachzügler Deutschland

In das Bild passt der schleppende Verlauf der Gründung einer gigantischen Batterieproduktion in Deutschland. Ein Konsortium von rund 20 deutschen Maschinen- und Anlagenbauern, Zellverarbeitern und Chemiefirmen hat sich vor eineinhalb Jahren unter dem Namen Terra E zusammengefunden, um eine Zellfabrik zu bauen. Mit rund vier Milliarden Euro soll bis 2028 eine Kapazität von 34 Gigawattstunden aufgebaut werden, das würde für 650.000 Elektroautos reichen. Allein: Terra E tritt auf der Stelle, keiner will Geld in die Hand nehmen.

Andere Autobauer gehe andere Wege. Tesla beispielsweise verfügt über eine Gigafactory in Nevada, die laufend ausgebaut wird. Ein weiteres Werk in Schanghai wurde bereits angekündigt, auch Europa steht auf der Wunschliste von Konzerngründer Elon Musk. Gemeinsam mit Panasonic sollen weitere Fabriken errichtet werden. Auch in Deutschland tut sich etwas. Es sind aber bezeichnenderweise Chinesen, die eine Gigafactory in Erfurt errichten wollen.

Chinesen preschen vor

Ein Vertrag mit CATL (Contemporary Amperex Technology) – der Hersteller hat sich sieben Jahre nach Gründung an die Weltmarktspitze katapultiert – wurde im Rahmen des chinesischen Staatsbesuchs in Berlin unterzeichnet. Größer Abnehmer soll BMW werden, der die Zellen im nächsten Jahrzehnt in das Elektroauto iNext einbauen will. Die Bayern sprechen von einem Milliardenauftrag an CATL, auch andere deutsche Hersteller wollen die Chinesen mit der Zulieferung betrauen.

Und was tut sich sonst noch in Europa? Einiges, wenngleich viele Pläne noch spekulativ sind. Der südkoreanische Konzern SK Innovation beispielsweise soll ein Werk in Ungarn planen, das mit 7,8 Gigawattstunden – das entspricht knapp 160.000 Autos mit einer 50-Kilowattstunden-Batterie – eher von mittelgroßer Natur wäre. Als Abnehmer wird Daimler gehandelt. Deutlich weiter ist LG Chem, das im polnischen Breslau 1,4 Milliarden Euro investiert. Das größte Vorhaben plant Northvolt. Das schwedische Unternehmen wurde von zwei früheren Tesla-Managern gegründet und hat große Konzerne wie ABB und Vattenfall als Partner. Ebenfalls kurz vor Produktionsaufnahme steht Samsung mit einer kleineren Fabrik in Ungarn. (as, 9.7.2018)