"Ich arbeite als Projektmanagerin an einer Uni in Wien, meine Stelle ist befristet auf ein Jahr. Ich bin als für 30 Stunden pro Woche angestellt. Aktuell verdiene ich 1.650 Euro netto pro Monat. Allerdings muss man dazusagen, dass mir meine Berufserfahrung für mein Gehalt angerechnet wurde, das ist mir sehr zugutegekommen.

Finanziert wird meine Stelle über ein Drittmittelprojekt, sie ist befristet. Das belastet mich manchmal, denn ich weiß nie, wie es weitergehen wird. Auf der anderen Seite bietet mir die Befristung auch eine gewisse Flexibilität. Bisher habe ich die Unsicherheit nie als so belastend empfunden, dass ich mir etwas anderes gesucht hätte.

Nebenbei selbstständig

Zusätzlich zu meiner Anstellung an der Universität bin ich freiberuflich tätig. Ich gebe Sprachunterricht, bin Prüferin und halte Vorträge. Einerseits kann ich mir damit etwas dazuverdienen – etwa 150 bis 200 Euro im Monat –, andererseits machen mir diese Aufgaben auch einfach Spaß. Sie bringen eine gewisse Abwechslung in meinen Arbeitsalltag. Zudem finde ich es wichtig, bei anderen Institutionen den Fuß in der Türe zu behalten, schließlich ist mein Vertrag ja befristet. Da ist es gut, weitere Optionen zu haben.

Zu meiner Ausbildung: Ich habe Übersetzen studiert und dann Deutsch als Fremdsprache. Ich könnte natürlich auch hauptberuflich übersetzen, aber das Unterrichten ist mir viel näher. Wenn ich mit Menschen arbeiten kann, anstatt zehn Stunden vor einem Bildschirm zu sitzen, verzichte ich gerne auf Sicherheit. Es ist mir auch wichtig, etwas Sinnstiftendes zu tun.

So sehe das, glaube ich, nicht nur ich. Studien zeigen, dass diese schlechte Bezahlung fast Methode hat: Dadurch ziehen Arbeitgeber Menschen an, bei denen die intrinsische Motivation sehr hoch ist. Also Idealisten, die vor allem deshalb arbeiten, weil ihnen ihre Aufgaben am Herzen liegen.

Bild nicht mehr verfügbar.

"Ich kann von dem, was ich verdiene, gut leben, ich muss nicht reich werden", sagt unsere Gesprächspartnerin, die an einer Uni arbeitet. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Was in meinem Lebenslauf vielleicht ein wenig untypisch ist: Ich war einige Jahre im Ausland, in Osteuropa. Als ich zurück nach Österreich gekommen bin, habe ich bemerkt, wie sehr mir das berufliche Netzwerk fehlt. In Wien hatte ich zwar Freunde, aber keine beruflichen Kontakte. Jemanden zu kennen, der jemanden kennt – das gab es bei mir nicht. Keine Informationen außerhalb der klassischen Stellenanzeigen zu bekommen ist sehr nachteilig, denn es werden einfach sehr viele Stellen informell vergeben.

Dass Auslandserfahrung ein Vorteil sein muss, ist ein Trugschluss, wie ich jetzt weiß. Ich würde die Zeit nicht missen wollen, aber von manchen Arbeitgebern wird sie nicht wertgeschätzt. Vielleicht in gewissen Branchen. Aber selbst da zählt es mehr, sechs Monate in den USA gewesen zu sein. Sieben Jahre in Osteuropa gewesen zu sein ist kein großes Plus.

Meine Ausgaben

Ich kann von dem, was ich verdiene, gut leben. Ich wohne alleine in einer Zweizimmerwohnung recht zentral in Wien, für die ich warm 600 Euro Miete bezahle. Mit der Wohnung hatte ich vor zwei Jahren, als ich sie gefunden habe, großes Glück – die Mieten sind inzwischen schon wieder stark gestiegen. Interessieren würde mich auch Eigentum, aber das ist, wenn man nichts geerbt hat oder sehr gut verdient, leider utopisch.

Neben einer Haushaltsversicherung habe ich auch eine Rechtsschutzversicherung, die mich zusammen monatlich 20 Euro kosten. Circa 50 Euro gebe ich für Internet, Telefon und Fernsehen aus. Beim Essen schaue ich ehrlich gesagt nicht auf jeden Euro, weil ich da Wert auf Qualität lege und kein fixes Budget habe. Schätzungsweise komme ich auf 250 Euro im Monat. Ein Auto habe ich nicht, für öffentliche Verkehrsmittel gebe ich monatlich etwa 80 Euro aus.

Wofür ich vergleichsweise viel Geld brauche, ist die Vorsorge. Pro Monat lege ich mir 400 Euro beiseite. Das ist schon relativ viel, und ich frage mich oft: Ist es das wirklich wert? Andererseits: Solange es geht, kann ich diese Geldsumme sparen. Wenn ich zeitweise finanziell schlechter dastehe, reduziere ich den Betrag.

Für Freizeit und Kleidung brauche ich ungefähr 200 Euro, das ist aber sehr schwierig zu sagen. Ich gehe oft ins Theater und ins Kino, wirklich kostenintensive Hobbys habe ich aber nicht." (Gehaltsprotokoll: Lisa Breit, 16.7.2018)