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Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von UPC Austria durch T-Mobile Austria nach der EU-Fusionskontrollverordnung ohne Auflagen genehmigt. Das Vorhaben sei wettbewerbsrechtlich unbedenklich, "weil die Tätigkeiten und die Vermögenswerte der beteiligten Unternehmen sich weitgehend ergänzen", gab die Kommission am Montagabend bekannt.

Kaum Auswirkungen

Während sich die wichtigsten Tätigkeiten von UPC auf die Festnetztelekommunikation beziehen würden, sei T-Mobile Austria hauptsächlich in der Mobiltelekommunikation tätig, so die Kommission. Beide Unternehmen seien aber auf dem Gebiet der Bereitstellung von Internetzugangsdiensten für Privatkunden tätig. Da sich die Festnetz-Internetzugangsprodukte von UPC von den Mobilfunk-Breitbandprodukten der Telekom Austria jedoch erheblich unterschieden, seien die Auswirkungen des Vorhabens begrenzt.

Ohne Auflagen genehmigt

Auch sei "das aus dem Zusammenschluss hervorgehende Unternehmen weiterhin mit anderen Akteuren wie den etablierten Unternehmen A1 und '3' konfrontiert". Das Unternehmen wäre nach dem Zusammenschluss nicht in der Lage, seine Marktmacht zu nutzen, um seine Festnetz- oder Mobilfunkkonkurrenten durch Bündelung von Festnetz- und Mobilfunkerzeugnissen auszuschließen oder zu marginalisieren, urteilte die Kommission. Daher habe die Kommission das Vorhaben ohne Auflagen genehmigt.

Auf Auflagen haben einige kleinere Mobilfunker, wie der Diskonter Hot, gesetzt. Sie erhofften sich, mobiles Breitband zu günstigeren Konditionen anbieten zu können. Aus der Sicht von Hot-Chef Michael Krammer bedeutet die Übernahme, dass sich der Breitbandmarkt von vier auf drei Konkurrenten reduziert. "Das hatten wir schon mal", erinnerte er vor wenigen Wochen an die Orange-Übernahme durch "3". "Es sind zwischen 2013 und 2015 alle Preise gestiegen", so Krammer. Erst als die Auflagen griffen, sei das Preisniveau wieder nach unten gegangen.

Keine Änderungen für Kunden

Mit einem Wert von 1,9 Milliarden Euro ist der Kauf von UPC Austria durch T-Mobile Austria der größte Telekommunikations-Deal in Österreich seit dem Börsengang der Telekom Austria. Dafür bekommt er rund 650.000 UPC-Kunden und eine der größten Internet-Infrastrukturen des Landes.

Gemeinsam haben T-Mobile Austria und UPC Austria im Jahr 2017 insgesamt 7,2 Millionen Anschlüsse in den Bereichen mobiler und fixer Internetzugang, Telefonie, TV-, Video- und Unterhaltungsangebote. Der konsolidierte Pro-Forma-Umsatz 2017 betrug 1,25 Milliarden Euro. Der Abschluss des Kaufs wird mit 31. Juli 2018 erfolgen.

Nach der Genehmigung verkündete T-Mobile seine Botschaft via Youtube. Am 2. August will T-Mobile in einer Pressekonferenz über den Zusammenschluss und die geplante künftige Entwicklung informieren.
tmobileat

Vorerst bleibt für bestehende Kunden in Österreich vertraglich alles gleich, hieß es am Montagabend in einer Aussendung von T-Mobile: T-Mobile-Kunden würden T-Mobile-Kunden bleiben, UPC-Kunden UPC-Kunden. Auch soll es vorerst zu keinen Kündigungen bei UPC kommen.

Einmal im Jahr die Preise erhöhen reicht nicht

Mit der Übernahme reagiert T-Mobile auf den harten Wettbewerb auf dem heimischen Mobilfunkmarkt. Einmal jährlich die Preise für Bestandskunden zu erhöhen reicht nicht mehr aus, um den Eigentümer zufriedenzustellen. Auch bei den Kunden kommen die höheren Tarife nicht besonders gut an, sie sind in den letzten Jahren scharenweise zu Mobilfunkdiskontern abgewandert. Daher müssen neue Geschäftsfelder her. Mit der Übernahme von UPC wird das Unternehmen der zweitgrößte Telekomanbieter des Landes und kann aussichtsreiche neue Projekte wie etwa ein eigenes Video-Streamingangebot aufbauen. Nun wird T-Mobile versuchen, dem Platzhirschen A1 Kunden abzujagen.

Das könnte sich für Konsumenten rechnen, da in Österreich vergleichsweise hohe Tarife für Breitbandinternet zu berappen sind.

Auch "3" greift A1 an

Mit der Genehmigung der Übernahme wurden die Karten am heimischen Telekommarkt endgültig neu gemischt. Im Sommer 2017 übernahm "3", der drittgrößte Mobilfunker des Landes, den Internetprovider Tele 2. Erklärtes Ziel dieser Übernahme: Man will A1 Kunden abjagen. (Markus Sulzbacher, 9.7.2018)