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Schädel eines Paranthropus robustus von der Fundstelle Swartkrans in Südafrika. Die vormenschliche Spezies dürfte dem Klimawandel nichts entgegenzusetzen gehabt haben.

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Nicht alle vormenschlichen Arten im prähistorischen Afrika kamen mit den dort vorherrschenden Umweltbedingungen zu Rande. Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckten Anthropologen in Südafrika Fossilien des Paranthropus robustus, der zu einer evolutionären Seitenlinie des Homo sapiens gehörte und vor rund zwei Millionen wieder ausstarb. Warum diese Spezies nicht überlebte, hat nun ein internationales Team näher beleuchtet – verantwortlich dafür könnte das damalige Klima gewesen sein.

Zur Untersuchung möglicher Gründe haben die Forscher um Thibaut Caley von der Universität Bordeaux verschiedene Indikatoren kombiniert und die klimatischen Bedingungen in Südost-Afrika zu dieser Zeit rekonstruiert. Die Idee, verschiedene Methoden miteinander zu kombinieren, ist aus einem Widerspruch entstanden: Während Klimaaufzeichnungen aus dem Norden Afrikas auf trockener werdende Bedingungen hindeuten, legen Daten vom Malawi-See das Gegenteil nahe.

War es wirklich so, dass Südost-Afrika feuchter wurde, während es in Nordafrika trockener wurde? Und was hat dann zum Aussterben von Paranthropus robustus geführt? Der Malawi See liegt nordöstlich des Einzugsgebietes des Limpopo, einer der größten afrikanischen Flüsse. In der Bucht von Maputo (Mosambik) mündet der Limpopo in den Indischen Ozean. Von hier stammt der Sedimentkern – das Archiv, das die Wissenschafter für die neue Studie untersucht haben.

Aussagekräftige Ablagerungen

Die marinen Sedimentkerne ermöglichen den Forschern, durch die kontinuierlichen Ablagerungen eine Abfolge von Klimaveränderungen über einen langen Zeitraum zu betrachten. Mikrofossilien und Pollen werden vom Limpopo in den Ozean geschwemmt und lagern sich am Ozeanboden ab. Dadurch lassen sich Ergebnisse von Fundplätzen an Land in zeitliche Entwicklungen einordnen; Daten von Land umfassen oft nur kurze Zeiträume, können aber Hinweise auf das Vorkommen von Arten und deren Nahrung geben, betonen die Wissenschafter. Anhand des Bohrkerns konnten die sie auf eine Klimaaufzeichnung zurückgreifen, die etwa 2,14 Millionen Jahre umfasst.

Das Team hat sehr unterschiedliche Analysen kombiniert. Es wurden sowohl Wasserstoff- als Kohlenstoffisotope untersucht und mit den Resultaten der Pollenanalyse und der Elementzusammensetzung der Sedimente verglichen. Jede Analyse für sich kann unterschiedlich interpretiert werden. "Nur bei der Gesamtbetrachtung konnte ein schlüssiges Bild des Klimas in der Limpopo-Region rekonstruiert werden", sagt Lydie Dupont, Koautor der in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie.

Ursachen des Klimawandels

Außerdem hat das Team die Meeresoberflächentemperaturen für den Zeitraum bestimmt, um so den Einfluss des Ozeans auf das Klima an Land abschätzen zu können. Zusammen mit Literaturdaten konnten die Wissenschafter Aussagen über die Ursache der Klimaänderungen für den Zeitraum treffen, in dem Paranthropus robustus lebte und schließlich ausstarb.

Die kombinierten Ergebnisse vom Limpopo zeichnen ein anderes Bild als die Studie vom Malawi-See. Von etwa einer Million bis etwa 600.000 Jahre vor heute wurde es demnach trockener. Zeitgleich nahm die Variabilität im Klima deutlich zu.

"Was davon letztendlich zum Aussterben geführt hat, ist schwierig zu sagen", sagt Enno Schefuß, ebenfalls Koautor vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Klimatische Änderungen führen immer zu Anpassungen der Lebewesen – und natürlich auch ihrer Nahrung. Ändern sich die Verhältnisse besonders schnell in einem kurzen Zeitraum, können sich Lebewesen evolutionär schlechter auf sich verändernde Umstände einstellen. Nach den Funden in der Limpopo-Region starb Paranthropus robustus vor 600.000 Jahren aus. (red, 10.7.2018)