Bremerhaven – Angesichts der aktuellen Erderwärmung beunruhigende Erkenntnisse hat das Alfred-Wegener-Institut (AWI) bei der Analyse der Eisschmelze am Ende der letzten Kaltzeit gewonnen. Die Forscher sprechen von einer Kettenreaktion.

Wie die AWI-Forscher zusammen mit Kollegen vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Uni Bremen (MARUM) in "Nature" berichten, löste während der letzten Kaltzeit der massive Eintrag von Süßwasser in den polaren Nordatlantik letztlich eine starke Gletscherschmelze im Nordpazifik aus – also tausende Kilometer entfernt. Quelle des Süßwassers waren schmelzende Eispanzer, die damals große Teile der Landmassen um den Nordatlantik bedeckten.

Am Ende dieser Kettenreaktion stand das Eindringen von warmem Wasser in den pazifischen Küstenbereich des nordamerikanischen Kontinents, der in der letzten Kaltzeit von einem Eisschild bedeckt war. Als Folge davon brachen Teile des Eisschildes ab und flossen als "Eisbergflotille" in den Pazifik.

Indizien und Implikationen

Die Forscher hatten 600 Kilometer vor Alaska in den feinkörnigen Ablagerungen aus der letzten Kaltzeit Lagen mit bis zu faustgroßen Steinen entdeckt, die nur von Land stammen können. Die einzige Erklärung: Die Steine mussten mit dem Eis von Gletschern ins Meer gestürzt und dann mit Eisbergen weit aufs Meer transportiert worden sein. Eine Altersbestimmung der Sedimentschichten ergab, dass die Brocken einmal um 16.000 und einmal um 38.500 Jahre vor heute im Meer gelandet waren.

Beunruhigend sind die Daten für die AWI-Wissenschaftler deshalb, weil durch die globale Erwärmung des Weltozeans am Rand des antarktischen Eises ein ähnlicher Prozess in Gang gesetzt wird: Andauernde Erwärmung könnte hier zu einer vergleichbaren Entwicklung führen, wie sie im östlichen Nordpazifikraum beobachtet worden ist. Werden Teile des antarktischen Eises destabilisiert, käme es in kurzer Zeit zu einer deutlichen Meeresspiegelerhöhung. (red, 13. 7. 2018)