Donald Trump, der TV-erfahrene Entertainer und in Hochform, wenn es darum geht, Freunde und Partner in trübes Licht zu rücken, sie medienwirksam vorzuführen – so präsentierte sich der US-Präsident beim Nato-Gipfel in Brüssel. Bei der Wahl seiner Mittel hat er wenig Hemmungen: Er droht, spottet, verallgemeinert, fast immer angriffig, mit Tempo.
Europäische Diplomaten sind entsetzt. Aber ob es ihnen gefällt oder nicht, Trump dominierte dieses wichtige Treffen nach Belieben, fast ohne Gegenwehr beim Streit über Militärausgaben. Trump tritt im Vergleich zum feinsinnigen Vorgänger Barack Obama wie ein präsidentielles Ekel auf, aber er kann auf die Sekunde auch ganz anders.
So staunten hunderte Journalisten nicht schlecht, als er bei einer Spontanpressekonferenz nur Lob hatte für die nun "gestärkte Nato". Launig, freundlich und höflich beantwortete der US-Präsident dutzende Fragen, sagte über sich selbst: "Ich bin sehr konsistent. Ich bin ein stabiles Genie."
Das klingt wirklich verrückt. Aber das Erstaunliche ist: Nach seinem Trommelfeuer auf Deutschland weiß nun alle Welt, dass die Deutschen relativ wenig zu Europas Sicherheit beitragen, dafür aber – EU-Sanktionen hin oder her – beste Gasgeschäfte mit Russland machen, für Kanzlerin Merkel unangenehm. Und das Bündnis will rascher aufrüsten als erwartet, sprich die Nato-Partner werden US-Waffen kaufen. Beim Boxen wäre das ein Sieg nach Punkten. (Thomas Mayer, 12.7.2018)