Odysseus hatte es echt übel erwischt. Seine Irrfahrt teilte er zwar anfänglich noch mit Angestellten, aber bald wurden die in Schweine verwandelt, von Zyklopen zergatscht oder von Meeresmonstern verspeist.

Wenn man aber mit Hund reist, ist keine Odyssee wirklich hoffnungslos. Gut, einen zauberkundigen Sohn des Sonnengottes, der mich auf seiner Insel als Geliebte festhalten wollte, haben wir noch nicht getroffen. Aber sollte das mal passieren, dann verkraften wir das.

Der Hund nämlich ist Publikum gewohnt. Viele Lesereisen haben wir gemeinsam bestritten. Und auf der Bühne benimmt er sich wie ein Engel. Manchmal halt wie der mit der Posaune. Nach den ersten Lesungen glaubte er noch an einen bedauerlichen Irrtum. Irgendwie hatten wir den Weg zum See und in die Berge einfach nicht gefunden, wie üblich. Nach der dritten Städtereise stieg der Hund bereits mit leicht verbittertem Blick aus dem Wagon. Mit zynischem Zug um die Lefze. Die Alte wurde einfach zu deppert, um anständige Urlaube zu planen. Verschleißerscheinungen übelster Sorte. Danach fügte er sich aber in sein Tingelleben. Besser, als bei der hochagilen Katze meiner Mutter zu bleiben, von der er regelmäßig mit verrissenem Rücken zurückkehrte.

Wir strandeten in Venedig, schliefen in Klostergebäuden in Prag, jagten Mäuschen in Innsbruck und holten uns Zecken in Klagenfurt. Wenn man des Sommers nach Berlin reist und die Klimaanlage ausfällt, verwandelt sich das Abteil langsam, aber gnadenlos in eine mobile Saunaabteilung.

Und wenn keine andere Lösung vorhanden ist außer händischer Fellkühlung mit Wasser, dann stellt man bald fest (und mit der Kühlerin auch der gesamte Großraumwagon), dass der Hund hernach stark nach ausgedehntem Sumpfgebiet riecht – und zwar intensiv, bis zum Endbahnhof. Nur Liebe ist stärker. (Julya Rabinowich, 13.7.2018)