Port-au-Prince – Der Ministerpräsident Haitis ist nach anhaltender Kritik wegen einer unpopulären Entscheidung zur Benzinpreiserhöhung zurückgetreten. Er habe das Rücktrittsgesuch von Jack Guy Lafontant und dessen Kabinett angenommen, schrieb Haitis Präsident Jovenel Moïse am Samstag (Ortszeit) auf Twitter. Er wolle Lafontant und den Kabinettsmitgliedern für ihren Dienst an der Nation danken, so Moïse.

Lafontant war mit seinem Rücktritt einer Amtsenthebung per Misstrauensvotum durch die Unterkammer des Parlaments zuvorgekommen.

Die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geforderten Preisanhebungen um 38 Prozent für Benzin und 47 Prozent für Diesel sowie um 51 Prozent für Kerosin hatten Krawalle in mehreren Städten ausgelöst, bei denen mindestens vier Menschen starben. In Porte-au-Prince waren Barrikaden aus brennenden Reifen errichtet worden. Geschäfte wurden geplündert, Autos in Brand gesetzt. Die Flughäfen des Landes wurden geschlossen. Die Regierung nahm die Preiserhöhung daraufhin vorerst zurück.

Schon vor dem Konflikt über die Treibstoffpreise war Lafontant politisch angeschlagen gewesen. Der politische Quereinsteiger hatte bei der Bevölkerung vergeblich um Geduld geworben, damit seine Regierung "eine Vision, ein klares Programm" umsetzen könne.

Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Karibikstaat ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig, Korruption und Gewalt sind weit verbreitet. Die Bevölkerung leidet unter Massenarbeitslosigkeit und seit drei Jahren unter einer Inflationsrate von mehr als 13 Prozent.

Das Land hat sich noch nicht von dem verheerenden Erdbeben erholt, bei dem 2010 etwa 200.000 Menschen ums Leben gekommen waren. In der Folge starben tausende weitere durch eine Cholera-Epidemie. Der Hurrikan "Matthew" im Jahr 2016 richtete weitere schwere Schäden in dem bitterarmen Karibikstaat an. (APA, 14.7.2018)