Bad Ischl – Einige Stunden Instant-Sommerfrische an Franz Josephs liebstem Ferienplatzl? Aber immer, aber gern. Ein Spaziergang durch den Park der bürgernah-bescheidenen Kaiservilla hat bereits Erholungswert, der Anblick der silberhell dahinplätschernden Ischl erquickt des Städters müden Blick. Zur weiteren Erfrischung geht's rüber ins Kongress- & Theaterhaus, zur Blume von Hawaii.

"Sehnsuchtsort und Kraftquelle" soll die Operette sein, begrüßt Intendant Thomas Enzinger. Diese Art der Rekreation nützen in Ischl jeden Sommer rund 19.000 Besucher. Bürgermeister Hannes Heide freut sich also über Oberösterreichs größtes Sommerfestival, erinnert aber auch an das Emigrantenschicksal des Komponisten, Paul Abraham.

Stimmungskanone (Susanna Hirschler als Raka) und die liebe Prinzessin (Sieglinde Feldhofer als Laya) in "Die Blume von Hawaii".
Foto: fotohofer.at

Vor den Nazis geflüchtet, musste sich das Wunderkind nach Erfolgen in Budapest, Wien und Berlin auf eine jahrelange Odyssee begeben; Abraham strandete schließlich, körperlich und geistig zerrüttet, in New York. Dies erfährt man aber nicht von Bürgermeister Heide, sondern von Enzinger. In seiner Eigenschaft als Regisseur lässt er Abraham als erzählende Figur in dessen Operette einführen und so an seinem Schicksal teilnehmen.

Die Geschichte einer hawaiianischen Prinzessin, die sich zwischen einem einheimischen Standesgenossen und einem US-Marinekapitän, zwischen alter und neuer Welt entscheiden muss, inszeniert er in der blumigen Ausstattung von Toto temporeich und in werkadäquat doppelgesichtiger Weise – treffen doch in Abrahams 1931 uraufgeführter Blume von Hawaii vergangenheitsseliges Streichersentiment und pulsierender Jazz aufeinander.

Für vokalen Wohlklang und Entschleunigung sind Clemens Kerschbaumer (als vampirhaft-steifer Prinz Lilo-Taro) und Sieglinde Feldhofer (als liebe Prinzessin Laya) zuständig, für schrille Comedy der Rest der Truppe: allen voran Ramesh Nair, der den Sekretär John Buffy als Hommage an Jerry Lewis anlegt. Nina Weiß (als Gouverneursnichte Bessie Worthington) ist Nair in Sachen Aufgedrehtheit ebenbürtig, eine Stimmungskanone von natürlicherem Format: Susanna Hirschler als Gschaftlmacherin Raka.

Fred-Astaire-Eleganz

Die Choreografien von Nair bieten ein Feuerwerk an Energie, Präzision und Abwechslungsreichtum, Gaines Hall schwebt (als Jazzsänger Jim Boy) mit der entspannten Eleganz eines Fred Astaire über den Dingen. René Rumpold sollte als Marinekapitän hingegen etwas weniger hopsen.

Im Orchestergraben setzt Marius Burkert die österreichische Erstaufführung der bühnenpraktischen Rekonstruktion des Werks meist präzise und stimmungsvoll um. Das Lehár-Orchester wechselt gekonnt zwischen Big Band und Kammerorchester. Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut. (Stefan Ender, 15.7.2018)