E. coli ist ein Bakterium, das bei fast allen Menschen im Darm vorkommt. Gelangt es in die Harnröhre, kann das zu einer Blasenentzündungen führen. Relativ häufig ist die Selbstinfektion, die am Klo ganz automatisch passiert.

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Sie ist ein typisches Frauenleiden: die Blasenentzündung. Warum die Erkrankung vor allem "weiblich" ist, liegt in der Anatomie. Die Harnröhre von Frauen misst nur rund drei bis fünf Zentimeter, deshalb ist die Nähe zu jenen Bereichen, in denen Bakterien lauern, groß: Scheide und Anus. Bei Männern, die eine weitaus längere Harnröhre haben, kommt es meist nur dann zu einer Blasenentzündung, wenn sie von einer anderen Erkrankung – wie zum Beispiel eine Prostatavergrößerung – ausgelöst wird.

Bei der Blasenentzündung – auch Zystitis genannt – ist das Gewebe, das die ableitenden Harnwege auskleidet, gereizt. In den allermeisten Fällen sind daran ganz bestimmte Bakterien Schuld: Keime, die natürlich im Darm vorkommen und dort harmlos sind, können über den Anus in die Harnröhre und in die Blase gelangen. Vermehren sie sich dort stark, entzündet sich das Gewebe. Darüber hinaus sind Bakterien generell aber kein Indiz für einen Harnwegsinfekt. "Rund acht Prozent der Frauen haben Bakterien in der Blase, man spricht von Bakteriurie", sagt Erik Huber vom Urologenzentrum in Wien. Er stellt aber klar: "Bakterien sind nicht mit einer Infektion gleichzusetzen."

Symptome einer Blasenentzündung

Die Symptome einer Blasenentzündung sind eindeutig:

  • Häufiger Harndrang – das Gefühl ständig auf die Toilette gehen zu müssen
  • Brennen beim Harnlassen und im Nachgang
  • Beschwerden im Unterbauch

In der Apotheke sind Harnstreifentests erhältlich, bei denen der Urin angeblich auf Entzündungszeichen hin analysiert wird. Urologe Huber hält nichts von dieser Art der Selbstdiagnose. "Es ist Unsinn, sich so etwas zu kaufen. Ein Harnstreifentest liefert keine Diagnose für einen Harnwegsinfekt."

Hausmittel bei Blasenentzündung

Ein Hausmittel, das sich dem Urologen zufolge bei den ersten Anzeichen einer Zystitis bewährt hat, ist das Trinken von mit Wasser verdünntem Essig. Für die positive Wirkung von Cranberrysaft gebe es zwar keine wissenschaftlichen Beweise, so der Experte, "das heißt aber nicht, dass er im Einzelfall nicht wirksam ist." Oder, anders gesagt: Wem es hilft, der kann ruhig darauf zurückgreifen.

Mythos "Vieltrinken"

In der Apotheke erhältlichen Blasentees wird eine harntreibende und antibakterielle Wirkung nachgesagt. "Blasentees kann ich nicht empfehlen, da weder die Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist, noch stellt die vermehrte Harnproduktion eine geeignete Therapie des Harnwegsinfekts dar", relativiert Erik Huber.

Dass generelles Vieltrinken eine Blasenentzündung behandelt, ordnet Huber in die Kategorie Mythos ein. "Damit spült man zwar tote Bakterien aus, aber die Entzündungsverursacher bleiben an der Blasenwand haften", erklärt er. Nur im Fall von sehr starken Schmerzen sei eine hohe Zufuhr von Flüssigkeit sinnvoll. Der Harn werde verdünnt und enthalte dadurch weniger Kalium, das die Schmerzfasern reize.

Gleichzeitig könne die Einnahme von viel Flüssigkeit aber negative Auswirkungen haben. "Nicht nur das Kalium wird weniger, sondern auch die körpereigene Abwehr verdünnt sich damit – das übersehen leider viele Betroffene", erklärt Huber. Der Grund dafür: Von der Niere werden zur Bekämpfung des Infekts spezielle Proteine ausgeschüttet. Diese werden durch das häufigere Entleeren der Blase aber ebenfalls ausgeschieden.

Blasenentzündung behandeln und vermeiden

Bessert sich die Blasenentzündung nicht, sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Besonders wer schon öfter eine entzündete Blase hatte oder zur Nierenbeckenentzündung neigt, sollte innerhalb von 24 Stunden zum Arzt, empfiehlt Huber. Vor allem auch deshalb, um die Ausbreitung der Entzündung auf die Nieren und damit eine gefährliche Nierenbeckenentzündung zu vermeiden. Nach der klinischen Diagnose beim Arzt werden in der Regel, je nach individueller Situation, Antibiotika oder Schmerzmittel verschrieben. Nach wenigen Tagen ist die Blasenentzündung normalerweise geheilt.

Um eine Blasenentzündung zu vermeiden, sollten Frauen nach dem Geschlechtsverkehr Harn lassen und duschen. Der Grund dafür ist, dass beim Geschlechtsakt Bakterien aus Scheide und Analbereich in Harnröhre und Blase übergehen können. Abermals kommt hier der Mythos Trinken ins Spiel. "Dass viel zu trinken vorbeugend wirksam ist, hat bisher keine einzige Studie bewiesen", widerspricht Huber gängigen Empfehlungen.

Bei einer immer wiederkehrenden Blasenentzündung wird von einem rezidivierenden Harnwegsinfekt gesprochen. In diesem Fall empfiehlt es sich, eine mögliche zugrundeliegende Erkrankung wie zum Beispiel eine Schädigung der Blasenwand abklären zu lassen. Auch falsches Harnlassen kann langfristig zu einer Blasenentzündung führen.

Seltene Erkrankung "interstitielle Zystitis"

Zu der Gruppe der seltenen Erkrankungen zählt die interstitielle Zystitis. Dabei kommt es zur chronischen Entzündung und zu einem Defekt der Blasenschleimhaut. Die Ursachen sind häufig nicht ganz abzuklären, in vielen Fällen scheint es einen Zusammenhang zu einer Autoimmunerkrankung zu geben. Die interstitielle Zystitis ist schwer diagnostizierbar. Es gib zwar therapeutische Ansätze, aber keine wirkliche Heilung, so Huber. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind der Selbsthilfegruppe ICA-Austria zufolge die Therapieaussichten. (Maria Kapeller, 17.7.2018)