Wien – Laut Wissenschaftern der Med-Uni Wien könnten neben IgG-Antikörpern auch noch andere Antikörper, die normalerweise mit Allergien in Verbindung gebracht werden, zur Abstoßungsreaktion nach Organtransplantation beitragen. Die Experten zufolge konnten erstmals IgE-Antikörper nach einer Nierentransplantation nachgewiesen werden.

Bisher wurden die Abstoßungsreaktion nach Organtransplantation vor allem auf gegen Proteine des Spenderorgans gerichtete Immunglobuline vom Typ G (IgG) zurückgeführt. IgE-Antikörper sind hingegen "normalerweise" für ihre bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Allergien bekannt. So richten sich Immunglobuline E zum Beispiel gegen eigentlich harmlose Antigene wie Pollen, wodurch eine allergische Reaktion ausgelöst werden kann.

IgE-Antikörper absaugen

"Bei der Transplantation handelt es sich um eine andere Art der IgE-Antikörper, die sich gegen Gewebsmerkmale der Spenderniere richten. Sie sorgen für eine lokale Entzündung und könnten, das ist unsere derzeitige Hypothese, an der späteren Abstoßung des Organs gemeinsam mit den IgG-Antikörpern beteiligt sein", sagt Andreas Farkas, Erstautor der Studie.

Das könnte neue Therapie-Optionen und präventive Maßnahmen eröffnen. Während es noch nicht gelungen ist, medikamentös eine langfristige Immuntoleranz der IgG-Antikörper nach einer Transplantation zu erzielen, konnten Wissenschafter vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Med-Uni Wien in einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie zeigen, dass es eine Möglichkeit gibt, wie IgE-Antikörper aus dem Blut abgesaugt werden können.

Zu diesem Zweck wurde die "IgEnio"-Säule entwickelt. Mit Hilfe dieses spezifischen Einweg-Adsorbers zur Behandlung von IgE-verursachten Krankheiten wird der IgE-Spiegel im Blut-Plasma verringert, indem das Blut des Betroffenen durch eine "Säule" geleitet wird, in der die IgE-Antikörper kleben bleiben. Beim Durchfließen während der "Blutwäsche" können sie abgesaugt werden. Sollte sich in bereits laufenden Folgestudien herausstellen, dass IgE an der Abstoßung beteiligt ist, wäre es denkbar, dieses Absaugen auch in der Transplantationsimmunologie einzusetzen, schreiben die Studienautoren. (red, 17.7.2018)