Nickelsdorf – Im April starb jener Weltstar, der seine Ekstatik sehr gern auch in Nickelsdorf zelebrierte. Bei den dortigen Konfrontationen schien Trancepianist Cecil Taylor sich selbst und staunende Hörgemüter zu hypnotisieren. Unvergessen. Das erste Festival nach Taylors Ableben wird denn auch um Erinnerungen nicht herumkommen. Wobei: Es mutiert ab Donnerstag nicht gleich zum Taylor-Requiem.

Die Band (?what would we be) without Cecil versammelt Kapazunder wie Saxofonist Evan Parker und Drummer Paul Lovens, um in Tönen über Taylor zu reflektieren. Lovens thematisiert aber eine gewisse Ambivalenz: "Dieses Festival ist nicht Taylor gewidmet, zollt ihm keinen Tribut", denn man dürfe sich nicht mit dem Namen eines "verstorbenen Genies schmücken. Wahrscheinlich aber würden wir heute nicht eine solche Musik machen, wäre er nicht seit mehr als einem halben Jahrhundert visionäres Vorbild", so Lovens. Es ist wohl so: Taylors hingebungsvolle Art bleibt ein überall anzustrebendes Musizierideal. Und so wird man es bei den Konfrontationen in magischen Momenten entdecken – etwa im Rahmen opulenter Besetzungen.

Es ist dabei auch elektronisch evozierte Horror-Movie-Atmosphäre – von Castelló Tentet und The Dark Blue – zu erwarten. Es wird das elfköpfige Prague Improvisation Orchestra aktiv werden, das grafische Partituren umsetzt. Es wird sich aber auch das elektroakustische Septett Skein der spontanen Gedankenproduktion hingeben.

Weil das Individuum zählt, sind auch Solokonzerte zu erleben – etwa mit Trompeter Peter Evans oder dem Klassiker der Avantgarde Radu Malfatti. Große instrumentale Einzelkönner sind das, wie auch Meisterpianist Georg Graewe: In dessen aufgeladener Linienkunst wird definitiv der endlose Energieatem Taylors hörbar. (Ljubisa Tosic, 17.7.2018)