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Cointed hat sich auf Dienstleistungen mit Kryptogeld spezialisiert. Nun interessieren sich die Ermittler für Cointed.

Reuters / Dado Ruvic

Wien – Mit einem versuchten Hackerangriff erklärte Cointed zuletzt noch die Probleme beim Kryptodienstleister. Deswegen könnten Kunden, wie berichtet, nicht auf Guthaben auf ihren Wallets zugreifen. Doch die Probleme beim Kufsteiner Unternehmen, das neben einer Handelsplattform für Kryptowährungen auch im Mining aktiv ist und Automaten betreibt, bei denen Euro in Bitcoin und Co getauscht werden können, gehen weit tiefer.

Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen schweren Betrugs sowie auf Ketten- und Pyramidenspiel. Auch, ob bei der Geldaufnahme im Vorjahr (Initial Coin Offering, ICO) gegen die Prospektpflicht verstoßen wurde, ist Gegenstand der Ermittlungen.

Potenziell tausende Geschädigte

Konkret haben die Behörden sieben Beschuldigte im Visier, auch gegen unbekannte Täter wird ermittelt. Man gehe derzeit von mehreren tausend geschädigten Anlegern aus. Wie hoch die Schadenssumme ist, könne noch nicht abgeschätzt werden, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Erwartet wird, dass der Schaden weit über fünf Millionen Euro liegt.

Und was sagt zu alldem Cointed-Chef Wolfgang Thaler? Er hat sich via Video zu Wort gemeldet, um den aktuellen Stand einzuordnen. In dem fünfminütigen Beitrag erklärt er, dass ihn beide Geschäftspartner (Daniil Orlov und Charli Aho, Anm.) "im Stich gelassen haben", die ganze Verantwortung nun auf seinen Schultern laste.

Thaler betont mit erhobenem Zeigefinger, dass Cointed nichts mit dem zusammengebrochenen Bitcoin-Betrug Optioment zu tun habe, und bestätigt die Hausdurchsuchungen am Firmensitz in Kufstein (Der STANDARD berichtete).

Server offline

Nach dem Besuch der Ermittler hätte man die Server für die ATMs (Bitcoin-Wechselautomaten) ein Wochenende lang vom Netz nehmen müssen, was finanzielle Einbußen gebracht habe. Dann sei es laut Thaler auch noch zu einem Betrug gekommen, bei dem Cointed ein hoher sechsstelliger Betrag gestohlen worden sei. Daher hätte man auch den Exchange (Onlinebörse) vom Netz genommen, um weitere Schäden zu verhindern. Man habe nun aber alle Informationen beisammen, um "damit zum Anwalt zu gehen, um das Geld zurückzufordern", so Thaler. Diese beiden Fälle hätten große finanziellen Probleme gebracht.

Auf Investorensuche in China

Thaler teilt im Video mit, dass er sich in China befinde. "Nein, nicht, um unterzutauchen oder Geld verschwinden zu lassen." Er habe sich mit Investoren getroffen, mit denen eine Strategie entwickelt werde, um die drohende Insolvenz von Cointed, "die ich unbedingt vermeiden will", abzuwenden. Die Reisekosten trage er selber.

Warum in den Kufsteiner Büros keine Mitarbeiter mehr anzutreffen sind, erklärt Thaler so: "Ich habe den Mietvertrag gekündigt, um Kosten einzusparen. Die drei verbliebenen Mitarbeiter können ihre Arbeit von zu Hause aus machen." Die "Masse der Mitarbeiter" sitze ohnehin in Wien. Da es den Mitarbeitern gegenüber vermehrt zu verbalen Übergriffen gekommen sei, habe Thaler angeordnet, dass jeder, der könne, von daheim aus arbeiten solle.

Notverkauf von Automaten und Plattform

In einem ersten Rettungsschritt seien alle General-Bites-Automaten verkauft worden. Als Nächstes soll die Handelsplattform verkauft werden, "vielversprechende Gespräche diesbezüglich werden geführt". Mit dem Geld will man die Kunden ausbezahlen. Der Support habe Kunden zuletzt nicht geantwortet. Selbiger sei mit Anfragen der "verärgerten Kunden überfordert" gewesen.

Um einen Überblick im Bereich Mining zu bekommen, habe Thaler "den zuständigen Herrn Orlov aufgefordert, einen umfassenden Bericht zum Stand der Dinge zu erstellen". Dieser werde dann an die Anleger kommuniziert." Sollte Herr Orlov dem Auftrag nicht nachkommen, wird das schwerwiegende Konsequenzen für ihn nach sich ziehen", kündigt Thaler an.

Nach "langen, intensiven Gesprächen mit meinen Partnern aus China" sei es gelungen, Neuigkeiten zum ICO zu generieren. Diesbezüglich werde es noch Ankündigungen geben, "die die Investoren aufatmen lassen werden".

Anleger wollen Geld zurück

Diese zeigten sich zuletzt nicht mehr sehr gelassen. Wie berichtet, haben sich bei der Kanzlei Lansky, Ganzger und Partner zahlreiche Anleger gemeldet, die ihr Geld zurückfordern. In einigen Fällen ist das gelungen. Derzeit erkenne er aber keine Bemühungen in die Richtung, dass weiter gezahlt werde, sagt Anwalt Ronald Frankl. Zudem hält sich der Verdacht, dass es beim ICO im November Probleme gab und Cointed nicht so viel Geld einsammeln konnte wie geplant.

Im asiatischen Raum hält sich übrigens auch Christopher R. auf. Er hat Cointed einst gegründet und gilt bei Optioment als Schlüsselfigur. In Asien arbeitet R. laut eigenen Angaben an Dienstleistungen im Bereich des Minings kryptografischer Werte. (Bettina Pfluger, 18.7.2018)