Sebastian Kurz, heute Bundeskanzler, hat den Integrationspreis Sport ab 2011 begleitet.

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Wien – "Integrationsministerium kippt Prestigeprojekt von Sebastian Kurz." Diesen knackigen Titel hat die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch am Mittwoch über eine Aussendung gesetzt, in der die, wie es heißt, "stille und heimliche Entsorgung" des Integrationspreises Sport beschrieben wird. Dieser Preis war erstmals 2008 vom damaligen Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) ausgelobt worden, der den Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) mit der Organisation beauftragte. Seither wurden jedes Jahr verdienstvolle Sportprojekte ausgezeichnet, die die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund fördern. Jährliches Gesamtvolumen des Preises: 15.000 Euro.

Die Darstellung von SOS Mitmensch, dass heuer kein Integrationspreis Sport mehr vergeben werde, wurde dem STANDARD vom Integrationsfonds so allerdings nicht bestätigt. Dort hieß es am Mittwoch, man befinde sich sehr wohl "in der Planungsphase". Für Verwirrung mag demnach gesorgt haben, dass die Ausschreibungsfrist zuvor stets im Juli endete – dieser Termin habe sich allerdings nicht sonderlich bewährt. Dazu kam laut ÖIF, dass der Preis wegen der Wahlen zuletzt nicht im Herbst, sondern erst heuer im April vergeben werden konnte.

Derzeit keine Ausschreibung

Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch, hält es für "unglaubwürdig", dass sich die Ausschreibungsfrist mit Juli nicht mehr bewährt haben soll. Fakt sei, dass es derzeit "keine Ausschreibung gibt". Dieser Aussage wird auch im vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres finanzierten ÖIF nicht widersprochen. Dort geht man allerdings davon aus, dass es im Herbst eine Ausschreibung und Anfang 2019 auch eine Preisverleihung geben wird.

Die feierlichen Verleihungen haben im Lauf der Jahre stets im Beisein der für Sport und für Integration zuständigen Regierungsmitglieder stattgefunden. Ab 2011 also im Beisein von Sebastian Kurz, der zunächst als Staatssekretär und dann als Minister für Integration zuständig war. Mit diesen Agenden war der jetzige Bundeskanzler so lange betraut, dass er über die Jahre mit drei Sportministern gemeinsam aufgetreten ist, mit Norbert Darabos, Gerald Klug und Hans Peter Doskozil (alle SPÖ). 2011 sagte Kurz anlässlich der Preisverleihung: "Es spielt keine Rolle, wo jemand herkommt. Es zählt nur die Leistung. In einem Team, das erfolgreich zusammenspielt, fragt niemand nach dem Herkunftsland."

Die Hoffnung lebt

SOS-Mitmensch-Sprecher Pollak verweist darauf, dass schon die Preisvergabe für 2017 "nur noch im stillen Kämmerchen stattgefunden" habe. Gemeinsam mit der Tatsache, dass es derzeit keine Ausschreibung gebe, habe das den Schluss nahegelegt: "Kurz sieht schweigend zu, wie dieses wichtige Projekt und damit auch ein Stück weit der Willen der Regierung, etwas für Integration zu tun, zu Grabe getragen wird." Vom STANDARD auf die "Planungsphase" angesprochen, in der sich der Integrationspreis Sport laut ÖIF aktuell befinde, sagt Pollak: "Sollte aufgrund unserer Recherche und Kritik doch wieder eine Ausschreibung stattfinden, begrüßen wir das." (Fritz Neumann, 18.7.2018)